Aspekte

Lat. aspectus, „Anblick“, „Ansicht“; A. werden in der > Astrologie bestimmte Winkelabstände genannt, die von > Sonne, > Mond und den > Planeten sowie > Aszendent, > Imum coeli, > Deszendent und > Medium coeli, von der Erde aus betrachtet, zueinander gebildet werden. Es heißt, die Planeten „blicken sich an“, freundlich oder feindlich. So sind die klassischen Winkelbeziehungen mit > Konjunktion (0 Grad), > Sextil (60 Grad), > Quadrat (90 Grad), > Trigon (120 Grad) und > Opposition (180 Grad) jeweils mit einem Grad-Spielraum, dem sog. Orbis, der bei den verschiedenen Schulen und Astrologen variiert, gegeben. Ferner werden noch Nebenaspekte, vor allem wenn sie exakt, also gradgenau sind, wie das > Halbsextil (30 Grad), das > Halbquadrat (45 Grad) und die > Quincunx (150 Grad) zur Auslegung des > Horoskops herangezogen. Den Aspekten wird eine zentrale Bedeutung in der Horoskop-Interpretation beigemessen, wobei als Grundregel gilt: je genauer der Aspekt, desto bedeutsamer.
Die wichtigste Rolle wird der Konjunktion von Planeten, was eigentlich „Verheiratung“ bedeutet, zuerkannt. Dabei können sich die Kräfte der Planeten in unterschiedlichster Weise konzentrieren und verstärken, während als Gegenstück dazu die Opposition, der Gegenschein, gilt, wobei sich die Planeten in Kampfstellung gegenüberstehen. Das Sextil gilt als leicht harmonischer und besonders stabiler Aspekt, das Trigon als sehr harmonischer, völlig problemloser Winkel und Quadrat wie Quincunx zählen wie die Opposition zu den Spannungswinkeln, wobei das Quadrat im Gegensatz zur Opposition, die den fairen, offenen Kampf vertritt, seinerseits eine hinterhältige Kampfstellung, das In-den-Rücken-Fallen symbolisiert. Die Quincunx gilt als leicht disharmonischer Aspekt.
Die Zeitspanne zwischen zwei gleichartigen, auf die Erde bezogenen Konstellationen, also von einer Opposition zur nächsten oder von einen Konjunktion zur nächsten, ist die periodische Umlaufzeit des Planeten.

Die Lehre von den Aspekten florierte vor allem in der arabischen Astrologie des MA, in der Schule von Toledo.
Kepler fasste das Wesen der A. als relatio auf, als Bezüglichkeit, Bedingung oder „Gedankending“, wie Thomas Ring sich ausdrückt, und die A. oder Konfigurationen sind für ihn Figuren der Kreisgeometrie und repräsentieren die „Urmuster göttlicher Ordnung“. Sie sind dabei jedoch nicht nur „Urbild der Außenwelt“, sondern auch „Ur-Beziehbarkeit der Seele selbst“. Das bedeutet nach Kepler: „Die Wirkung der Konfigurationen beruht nicht auf einer eigenen Kraft, sondern auf der Kraft der Seele, von der man zwar sagt, sie erleide etwas, die aber in Wirklichkeit vielmehr tätig ist, indem sie selber auf sich wirkt“ (Ring, 247).

Lit.: Ring, Thomas: Astrologische Menschenkunde, Bd. 1: Kräfte und Kräftebeziehungen. Tübingen: Chiron-Verlag, o.J.; Henseling, Robert: Umstrittenes Weltbild: Astrologie, Welteislehre, um Erdgestalt u. Weltmitte. Leipzig: Reclam, 1939; Biedermann, Hans: Handlexikon der magischen Künste. Graz: ADEVA, 1968; Löhlein, Herbert A.: Handbuch der Astrologie. München: Lichtenberg Verlag 1977; Miers, Horst E.: Lexikon des Geheimwissens. München: Goldmann, 1993; Felber, Frank W.: 640 x 3 Aspekte – Alle 12 Winkel. Selbstverlag, 2002.

Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.