Aschram

Auch Ashram oder Asrama (sanskr. śram, „sich bemühen“), Ort der Anstrengung, Zentrum für religiöse Studien und Meditation. Ursprünglich indisches Kloster oder Einsiedelei, später dann Haus eines Guru, in dem auch die Anhänger wohnen können. Seit dem 19. Jh. nannten neohinduistische Gruppierungen, meist mit einem Guru, ihre religiösen Zentren ebenfalls A.s. Exemplarische Bedeutung gewannen R. Tagores Waldakademie Shantiniketan (1901) in Bengalen, > Aurobindos A. (1910) in Pondicherry, Gandhis Satyagraha-A. (1915) in Ahmedabad und > Ramana Maharshis A. (1922) in Tiruvannamalai. Seit 1921 kam es unter dem Leitmotiv der Inkulturation auch zur Gründung christlicher A.s. Neben den zölibatären Männer- und Frauengemeinschaften bildeten sich auch A.s mit Familien. Behausung und Kleidung sind elementar, die Nahrung ist meist vegetarisch.
Im Hinduismus bezeichnet A. ein Kloster oder eine geistige Schule, wo Schüler mit einem Guru zusammenleben, denn nach dem Gesetzbuch des > Manu teilt sich das Leben eines Brahmanen (Angehöriger der obersten oder Priesterkaste in Indien) in vier Abschnitte: 1. Brahmachari (Schüler): Studium der > Veden unter Leitung eines Lehrers. 2. Grishastha (Ehemann): Sorge für Nachkommenschaft. Dieser Lebensabschnitt ist die „Wurzel“ der drei anderen. 3. Vanaprashta (Einsiedler): Wenn der Brahmane seine Lebenspflichten erfüllt hat, kann er sich allein oder zusammen mit seiner Gattin als Einsiedler in den Wald zurückziehen, um dort ein einfaches Leben zu führen und schrittweise die Askese zu steigern, damit die Seele von der Bürde des Fleisches befreit werde. 4. Sannyasin (Heiliger): Er lebt von nun an als Bettler oder Mönch. Die „dreifache Schuld“ hat er beglichen, indem er die Veden in sich aufnahm, Kinder zeugte und die seinem Vermögen entsprechenden Opfer darbrachte. Er weilt nun nur noch physisch in der Welt, ohne ihr anzugehören, denn sein Geist ist im > Brahman versenkt.
Heute werden auch große Gebäudekomplexe neuer religiöser Bewegungen Indiens A.s genannt, zu denen Hunderte und Tausende von Jüngern pilgern, um den Lehren eines Gurus zu lauschen. So ist der A. auch für viele nicht-indische bzw. westliche Sinnsucher zu einem Ort persönlicher spiritueller Schulung und Erfahrung geworden. Die immer noch übliche > seva (Verrichtung anfallender Dienste) und die zunehmenden Kosten verkürzen zusehends den Aufenthalt. Auch Dependancen indischer religiöser Bewegungen im Westen werden A. genannt.

Lit.: Sivananda [Svami]: Der Meister aus dem Himalaya gibt Praktische Anweisungen zur Meditation: Aufgenommen in seinem Ashram in Rishikesh. München-Planegg: O.W. Barth, 1959; Aus dem Ashram des Ramana Maharshi: Gesänge aus d. Veda Parayana. Aufgenommen in seinem Ashram in Tiruvannamalai. München-Planegg: O.W. Barth, 1959; Leben im christlichen Ashram/Bede Griffiths. Mit Fotos von Andreas Hoffmann und einem Vorw. von Michael von Brück. Hg. von Bogdan Snela. München: Kösel, 1990.
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