Artamanen

Bezeichnung der Mitglieder einer von Willibald Hentschel geprägten rechtsradikalen Bewegung, die 1924 als „Bund Artam“ in München gegründet wurde. Der Name bezieht sich wohl auf Artam, den Gott der Arier, wird aber auch als eine Zusammensetzung aus den althochdeutschen Wörtern „art“ (Ackerbau) und „manen“ (Männer) gesehen; allerdings gehörten der Bewegung auch Mädchen an. Ziel der Bewegung war die Gründung einer arischen völkischen Gemeinschaft. Unter der Führung von Wilhelm Kottenrodt (alias Kotzde) und Bruno Tanzmann wurden die Artamanen in den 1920er Jahren zur einflussreichsten rassenideologischen und utopistisch proto-faschistischen Jugendorganisation. So wird der Name „Artam“ auch als altgermanisches Wort für „Erneuerung aus den Urkräften des Volkstums“ gedeutet. Die A. betonten eine Blut-und-Boden-Ideologie, propagierten einen Arbeitsdienst in der Landwirtschaft und die Verdrängung der „Fremdvölkischen“ nach der verstärkten Besiedlung im Osten.
Man trug germanische Trachten und führte unter alten Bäumen Tänze und Weihen durch, um die Jungen an Sonnwendfeiern mit der Ahnenseele zu verbinden und den germanischen Geist von der Fremdherrschaft orientalischer Religion, wie Christentum und Judentum, zu befreien. War die Bewegung anfangs noch ein Sammelbecken für verschiedene Denkrichtungen, geriet sie ab 1925 immer stärker unter den Einfluss des Nationalsozialismus, stellte das Hakenkreuz gegen das christliche Kreuz und ging nach 1933 in der NSDAP auf.
Mitglieder waren u. a. Reichsbauernführer Richard Walther Darré, der Geschäftsführer der SS-Stiftung „Ahnenerbe“, Wolfram Sievers, Auschwitz-Kommandant Rudolf Höß sowie der Reichsführer Heinrich Himmler, der daraus viele Anregungen für seine Schutzstaffel holte: schwarze Uniformen, Runenzeichen, Feuerrituale, rassistische Weltanschauung, biologische Auswahlkriterien und Elitegesinnung.

Lit.: Schlicker, Wolfgang: Die Artamanenbewegung. Zeitschrift für Geschichtswissenschaft XVII. Jg. (1970) 1, 68; Karrer, Michael: Die Artamanen – Völkische Jugend unter der Weimarer Republik. In: Historische Zeitschrift, Bd. 213, Dezember 1971, 590.
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