Arsen

Chem. Element, 3-5wertiges Halbmetall, Ordnungszahl 33, Atomgewicht 74,92. Als Bezeichnung für das elementare A. ist der Name erst seit dem 19. Jh. gebräuchlich. Vorher bedachte man das metallische A., vor allem aber auch dessen Oxid, mit dem Namen Arsenik (griech. arsenikon, arrenikon, männliche Stärke). Bei den schon in der Antike verwendeten Verbindungen des A. handelt es sich um das gelbe Auripigment (d.h. Farbe des Goldes, auch Orpiment oder Operment), den roten Realgar (vom arab. rahg al-far, d.h. Rattenpulver, auch Risigallum oder Sandarach genannt) und das weiße Arsen-III-Oxid. Das Arsenik gewann man durch Rösten von Metallarseniden. Der dabei entstandene Rauch, den man durch die Kamine leitete, wurde auch Hüttenrauch genannt. Die giftige Wirkung wurde erst im 11. Jh. (> Avicenna) erkannt.
Das Altertum kannte A. lediglich in Schwefelverbindungen (Schrader). Metallisches A. wurde möglicherweise erstmals von > Albertus Magnus (1200-1280) durch Erhitzen von Auripigment mit Seife (als Reduktionsmittel) gewonnen. Die A.-Verbindungen wurden als Farben und Gifte verwendet, Letztere auch für zahlreiche Morde, bis schließlich James Marsh (1794-1846) ein Verfahren, die sog. Marshsche Probe entwickelte, die den Nachweis selbst geringer Mengen von A. ermöglichte. Inzwischen sind auch sämtliche Arsenpharmaka verboten, darunter das von Paul Ehrlich (1834-1915) entwickelte Salvarsan zur Syphilistherapie.
Das toxische Spurenelement A. findet sich als Umweltnoxe in tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln; in hohem Grad in Fischen, außerdem in Herbiziden, Insektiziden und Fungiziden sowie in Legierungen, Keramik, Glas und Farbstoffen. Bei Intoxikationen können sich Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchkrämpfe, Leberschäden bis hin zum akuten Nierenversagen einstellen.
In der > Alchemie zählte man das A. zu den Geistern, vor allem wegen seiner Eigenschaft mit Kupfer eine silbrige Legierung zu bilden. Aufgrund der von den Alchemisten vermuteten nahen Verwandtschaft von A. zu Quecksilber und Schwefel waren A.-Verbindungen wichtige Substanzen der alchemistischen Praxis.

Für > Paracelsus, dem zufolge kein Gift in ein anderes Gift umgewandelt werden kann, ist Arsenik eines der höchsten Gifte. Brennt man es mit Salpeter, dann ist es kein Gift mehr. Es komme auf die Zubereitung an. So wurde A. auch für Liebestränke und in geringen Dosen für Kräftigungsmittel verwendet. Selbst die in zahllosen Anzeigen zur Erzielung der idealsten Brüste der Welt angepriesenen Präparate enthielten häufig Arsen (Lehmann, 172). Die Gämsenjäger in der Steiermark und in Tirol glaubten, beschwerdelos tagelang das Wild verfolgen zu können, sofern sie ein erbsengroßes Stück A. im Mund behielten (Steiner).

Lit.: Steiner, Carl Joseph: Das Mineralreich nach seiner Stellung in Mythologie und Volksglauben, in Sitte und Sage, in Geschichte und Litteratur, im Sprichwort und Volksfest: kulturgeschichtliche Streifzüge. Gotha, 1895; Schrader, Otto: Reallexikon der indogermanischen Altertumskunde: Grundzüge einer Kultur- und Völkergeschichte Alteuropas. Berlin u.a.: de Gruyter, 1917; Lehmann, Friedrich R.: Rezepte der Liebesmittel: eine Kulturgeschichte d. Liebe. Heidenheim: E. Hoffmann, 1966; Hiller, Helmut: Paracelsus-Lexikon. Anger: Anger Verlag Eick, 1996; Lewin, Louis: Die Gifte in der Weltgeschichte: toxikologische allgemeinverständliche Untersuchungen der historischen Quellen. Lizenzausg. Köln: Parkland, 2000.
Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.