Arithmomantie

Griech., „Wahrsagen durch Zahlen“; engl. arithmancy, eine Methode des Wahrsagens aus Zahlen und Buchstaben. Den 24 Buchstaben des griechischen Alphabets werden 24 Zahlen zugeordnet, sodass es möglich ist, jedwedes beliebige Wort durch eine Zahl auszudrücken. Die Wahrsagung etwa über eine Person verläuft folgendermaßen: Man stellt eine Frage, dann werden der Name der betreffenden Person, ihr Geburtsdatum und gegebenenfalls noch das Datum des Monats oder Wochentages addiert. Die Quersumme wird dann addiert, bis man eine einstellige Zahl erhält (kabbalistische Addition), nach deren Bedeutungskonstellation die Frage beantwortet wird.
Diese Wahrsagemethode war schon den Griechen und Chaldäern bekannt. Die Griechen pflegten damit den Zahlenwert der kriegführenden Widersacher zu analysieren und so das Ergebnis des Kampfes vorwegzunehmen. Auf diese Weise wurde der Sieg des Achilles über Hektor vorausgesagt. Die Chaldäer teilten das Alphabet in dreimal sieben Buchstaben, die sie symbolisch den sieben Planeten zuordneten, um so Voraussagen zu machen.
Die A. war weit verbreitet. So schreibt > Agrippa in De Occulta philosophia: „Wir wissen, dass gewisse göttliche Zahlen den Buchstaben zugrunde liegen; durch sie erhält man aus den Namen der Dinge das Verborgene und Zukünftige, wenn man den Zahlen­wert der Buchstaben zusammenlegt. Diese Art der Wahrsagung heißt Arithmomantie, weil sie mit Hilfe von Zahlen ausgeführt wird. So hat ein alexandrinischer Philosoph gelehrt, wie man aus den Zahlen der Buchstaben das aufgehende Zeichen und den Leitstern eines Menschen finden kann, und wer zuerst von den Gatten sterben wird; ferner kann man den glück­lichen oder unglücklichen Ausgang aller Unternehmungen daraus erfahren. Diese Lehre, die selbst der Astrologe Ptolemäus nicht missbilligt, soll hier nun dargestellt werden.“ (Nach: Armstrong, 222)
Die A. ist die Vorgängerin der > Numerologie; eine Variante der A. ist die > Onomantie.

Lit.: Agrippa von Nettesheim: Heinrich Cornelius Agrippas v. Nettesheim Magische Werke: Zum 1. mal vollst. in‘s Deutsche übers.; Vollst. in 5 Th.; Bdch. 1-5/sammt d. geheimnißvollen Schriften d. Petrus v. Abano, Pictorius v. Villingen [u.a.]. Berlin: Barsdorf, 1916; Armstrong, Andra H.: Mysteriöses Verschwinden. Bibliothek erstaunlicher Fakten und Phänomene. Amsterdam, 1991.
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