Apfel

Lat. malum, symbolträchtige Frucht des > Apfelbaumes. Die botanische Bezeichnung ist Pyrus malus für den Wildapfel und Malus domestica für die Kultursorten. Der Name des A.s lässt sich in vielen indoeuropäischen Sprachen nachweisen, unter denen vor allem die baltischen auf sein hohes Alter schließen lassen. Bei den Römern bedeutete Malum neben Apfel auch Quitte und Granatapfel, zu Beginn des 1. Jhs. auch Pfirsich und Aprikose und nach Plinius’ Zeit auch Zitrone. Unter „Liebesäpfeln“ und den > Dionysos und > Demeter geweihten Äpfeln sind wohl Quitten zu verstehen (Paulys Real-Encyclopädie). Im Gegensatz zum edlen Apfel oder Affolter gibt es auch den Wildapfel, der wegen seines sauren Geschmacks, mit dem er nach Plinius die Schneide eines Schwertes stumpf machen kann (Paulys Real-Encyclopädie), auch Sauerapfel und wegen seiner Konsistenz weiter Holzapfel genannt wird. Weltweit gibt es heute an die 25.000 Apfelsorten und über 70% der Obsternte sind Äpfel, wobei sich im Handel nur 30 bis 40 Sorten finden.
Der A. ist in allen Kulturen hochgeschätzt, gilt als Symbol der Vergänglichkeit, der Fruchtbarkeit, der Erde und ist vielen Göttinnen zugeordnet wie > Ischtar, > Venus, > Iduna. Er ist nämlich kulturweit ein uraltes Symbol des Lebens, des ewigen Lebens, der Erde und auch der Weiblichkeit. So geht etwa aus altnordischen Dokumenten hervor, dass die Göttin Iduna im Besitz goldener Äpfel war, die ewige Jugend schenken konnten. Auch in keltischen Märchen ist von goldenen Lebensäpfeln die Rede. Und von > Aphrodites rötlich-goldenen Äpfeln, die an einem Apfelbaum auf Zypern hingen, weiß schon Ovid in seinen Metamorphosen (X, 647 f) zu erzählen.
Der A. ist vor allem auch die Jugend erhaltende Speise der Götter und ein Symbol der Vollendung. > Avalon, das Land der ewigen Jugend aus der keltischen Mythologie, wird als „Insel der Äpfel“ bezeichnet. Wer nach Avalon gelangt und sich dort den Genuss eines Apfels gönnt, kehrt niemals wieder ins Diesseits zurück (Magister Botanicus).

Berühmt wurde der (Granat-?)Apfel, den Eva Adam reichte, wenngleich in der Bibel nur von Früchten die Rede ist (Gen 3,1-6). Jedenfalls erhielt der A., dessen Name (lat. malum) mit dem Bösen (lat. malum, das Übel) sprachlich verwandt ist, in der christlichen Symbolik eine negative Färbung. Er wurde zur verbotenen Frucht des > Baumes der Erkenntnis und somit zum Symbol von Sünde und Verderben, blieb aber gleichzeitig auch Symbol der Fruchtbarkeit und des Lebens, wie vor allem die zahlreichen Marienbilder zeigen.
Der A. gilt nämlich als weiblich, die Birne hingegen als männlich. Bei der Geburt eines Mädchens wurde daher immer ein Birnbaum, bei der Geburt eines Jungen ein Apfelbaum gepflanzt. Als Reichsapfel symbolisiert er die Erdkugel wegen seiner runden Form und steht für die Herrschaft des Geistes auf der Erde, als Zeichen der Macht seines Besitzers.

Halbiert zeigt ein A. in der Mitte das magische Symbol des > Pentagramms. Aufgrund dieses starken Symbolgehaltes werden der A. und auch seine Schalen daher gerne für > Orakel und verschiedene Bräuche benutzt (Becker-Huberti).
Seit jeher ist der A. auch als besonderes Heilmittel geschätzt. Äpfel enthalten die Vitamine A, B und C, organische Säuren, die Spurenelemente Eisen, Kupfer, Mangan sowie die Mineralstoffe Kalium, Natrium und Kalzium. So ist bereits aus der Antike bekannt, dass der Saft von Äpfeln Erbrechen stillt, dass wilde und herbe Äpfel stopfen und nur reife Früchte ohne Nebenwirkungen und gesund sind (Paulys Real-Encyclopädie). Frisch und mit dem Kerngehäuse genossen gilt der pektinhaltige und vitaminreiche A. heute als ein ausgezeichnetes vollwertiges Lebensmittel. Heißer Apfelmost ist ein beliebtes Mittel gegen Erkältung.
Auch der Duft des Apfels hat schließlich seine Wirkung. Friedrich Schiller hatte bekanntlich in seiner Schublade immer einen etwas angefaulten Apfel, da dessen Geruch ihn zu höchsten literarischen Leistungen inspirierte.
Bei den > Voodoos gelten Äpfel als Liebespflanze. Sie kommen in der Wahrsagerei und beim Unsterblichkeitszauber vor.

Lit.: Paulys Real-Encyclopädie. Hg. v. G. Wissowa u.a. Stuttgart, 1894ff., Bd. 1 1894; Hoops, Johannes (Hg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 17 Bde ff. Berlin; New York: Walter der Gruyter, ²1973ff.; Marzell, Heinrich: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen, Bd. 3. Stuttgart: Hirzel; Wiesbaden: Steiner, 1977; Schöpf, Hans: Zauberkräuter. Graz: ADEVA, 1986; Fischer, Susanne: Blätter von Bäumen. Legenden, Mythen, Heilanwendung & Betrachtung von einheimischen Bäumen. München: Hugendubel, 41989; Forstner, Dorothea: Neues Lexikon christlicher Symbole. Innsbruck: Tyrolia, 1991; Magister Botanicus: Magisches Kreutherkompendium. Speyer: Die Sanduhr, ²1995; Becker, Udo: Lexikon der Symbole. Freiburg i.Br.: Herder, 1998; Becker-Huberti, Manfred: Lexikon der Bräuche und Feste. Freiburg i.Br.: Herder, 2000.
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