A. (lat. anima, Seele), Glaube an die Beseeltheit der Natur und die Naturkräfte bei Natur- und Kulturvölkern als Deutung der Eigenart der kosmischen Phänomene und der persönlichen Umwelt. Diese Anschauung könnte nach Edward Burnett Tylor (1832-1917), der sich zur Erklärung von Religion eingehend mit dem Animismus befasste, aus Traumerfahrungen entstanden sein, in denen der Mensch sich selbst unkörperlich erlebt und in denen auch Verstorbene auftreten. Tylor bezeichnete daher den Animismus als die früheste nachweisbare Religionsform und trat damit in Widerstreit zu den Vertretern eines > Präanimismus, nach denen der Mensch zunächst noch keinen Seelenglauben besaß, sondern die Natur allgemein für belebt hielt (daher auch > Animatismus). Tylors animistische Entstehungstheorie der Religion geht zudem am Faktum vorbei, dass sich bereits bei den Naturvölkern der Eingottglaube findet, der Glaube an vergöttlichte Seelen nicht das früheste Stadium der Religionsgeschichte bildet und außerdem nicht universal verbreitet ist. Ferner sind die in der Religionsgeschichte verbreiteten Seelenvorstellungen zu komplex, um einfach als Folge des Animismus gedeutet zu werden.
Den Begriff Animismus selbst entnahm Tylor der älteren Psychologie, vor allem in Anlehnung an dessen Verwendung durch den deutschen Mediziner und Chemiker Georg Ernst Stahl (1659-1734), der die Seele als Bildnerin des Leibes betrachtete.
Die Ansicht, dass die Seele (das Seelische) das Prinzip des Lebens und des Lebendigen sei, findet sich allerdings schon bei den ionischen Naturphilosophen (> Hylezoismus), bei Aristoteles, den Stoikern. In der Scholastik spricht Thomas von Aquin von anima vegetativa und sensitiva. In der Renaissance-Philosophie wird das Leben auf einen „spiritus“, „archeus“ u. dgl. zurückgeführt, so von Paracelsus, Agrippa von Nettesheim, van Helmont, Telesius u. a. Auch Leibniz und Schelling vertreten den Animismus. Nach Wundt ist Animismus diejenige metaphysische Anschauung, welche in der Überzeugung des durchgängigen Zusammenhangs der psychischen Erscheinungen mit der Gesamtheit der Lebenserscheinungen die Seele als das Prinzip des Lebens auffasst.
Dieses Prinzip des Lebens deckt sich mit der Psyche der Psychologen, die zwar ein hohes Maß an Selbständigkeit besitzt, aber letztlich an den Körper gebunden ist. In dieser Bedeutung wurde der A. von Alexander > Aksakow (1832-1903) in die Parapsychologie eingeführt, um dem Geistprinzip > Spiritismus ein Lebensprinzip entgegenzustellen, das dann von J.B. > Rhine mit > Psi als etwas Nicht-Physisches bezeichnet wurde, welches aber dennoch Teil des genetischen Systems des Organismus sei. Damit wird der Animismus in der Parapsychologie als Psi zum Erklärungsmodell des Außergewöhnlichen als relativ freie, aber doch an die Körperlichkeit gebundene Kraft, die mit dem Tod des Körpers erlischt. Die Frage eines geistigen Personträgers, der den Tod überdauert, wird bewusst nicht mehr gestellt, weil A. als Psi jede Form des Spiritismus ausschließt. Damit sind auch alle Fragen des Fortlebens nach dem Tode, der Geister und Geistererscheinungen rein innerpsychisch, d.h. mit Psi zu deuten.
Grundsätzlich ist jedoch zu sagen, dass eine immanente, innerpsychische Erklärung eine spirituelle Einwirkung, sei es von innen als geistiger Personträger oder Geistseele wie auch von außen als Geistwesen, nicht ausschließt.
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