Anhauchen, Anhauchung

Auch > Anblasen (lat. halare, suflare, davon exsufflatio und insufflatio). Antiker Brauch, der in die christliche Liturgie aufgenommen wurde, zumal Jesus den Seinen den Geist „anhauchte“: „Er hauchte sie an und sprach zu ihnen : Empfanget den Heiligen Geist“ (Joh 20,22). Das Anblasen (exsufflatio) wurde hingegen beim > Exorzismus zum Austreiben der Dämonen verwendet. In dieser Doppelfunktion der Reinigung und geistigen Neugestaltung findet sich Anhauchen auch in verschiedenen Initiationsriten, wie etwa bei der Initiation in der Freimaurerei des Grafen > Cagliostro.
A. spielt zudem bei alternativen Heilmethoden eine wichtige Rolle. Die Magnetiseure des 19. Jhs., z.B. Jean > Béziat, der „Heiler von Avignon“, bediente sich desselben. Nach Eliphas > Lévi ist Anhauchung auch eine wichtige Praxis der okkulten Medizin. Warmes Anhauchen soll nach ihm die Blutzirkulation anregen, Gicht und Rheumatismus heilen, während kaltes Anhauchen Schmerzen lindere.

Das Anhauchen von Körperstellen, die Schmerzen verursachen, ob Kopf, Hals, Ohren, Nase, Brust oder Beine, ist ein weit verbreiteter Brauch und bringt bei einfachen Entzündungen und Verletzungen sehr oft eine Linderung des Schmerzes, sei es durch die Stimulation der Körperstellen ähnlich der > Akupunktur, > Moxibustion und Massage wie auch durch die Zuwendung der helfenden Person als bioenergetische, psychologische und geistige Verstärkung.

Lit.: Tenhaeff, Wilhelm Heinrich Carl: Außergewöhnliche Heilkräfte: Magnetiseure, Sensitive, Gesundbeter. Olten u.a.: Walter, 1957; Resch, Andreas: Paranormale Heilung. Innsbruck: Resch, 21984 (Imago Mundi; 6); Maier, Peter: Die Feier der Missa chrismatis: die Reform der Ölweihen des Pontificale Romanum vor dem Hintergrund der Ritusgeschichte. Regensburg: Pustet, 1990; Lévi, Eliphas: Transzendentale Magie: Dogma und Ritual (Alphons Louis Constant). Basel: Sphinx Verl, 51992.
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