Mystikerin (1248/49-04.01.1309), selig (1693, Fest: 4. Januar). 1248/49 (das genaue Datum ist nicht bekannt) in Foligno geboren, war sie zunächst eher weltlichen Dingen zugeneigt, bis sie um 1285 bei der Beichte im Dom zu Foligno ihre Bekehrung erlebte. Nach dem Tod ihres Mannes und ihrer Kinder führte sie mit einer gewissen Masazuola ein asketisch-karitatives Leben. Bei einer Wallfahrt nach Assisi brach A. beim Ausgang aus der oberen Basilika in Verzückungsrufe aus, die ihr Berater, ein Verwandter, der Franziskaner Arnaldo, hörte. Nach Foligno zurückgekehrt, befahl er ihr, die Geheimnisse kundzutun. So entstand das von Arnaldo in lateinischer Sprache niedergeschriebene Memoriale, ein schematischer Abriss von A.s religiöser Entwicklung bis 1297 in 26 Schritten. Ein Jahr später folgten die Instructiones, eine Sammlung von 36 Texten meist lehrhaften Charakters. Beide zusammen bilden Il libro della beata Angela da Folingo (dt.: „Gesichte und Tröstungen“).
1291 trat A. dem Dritten Orden des hl. Franziskus bei. Später versammelte sie einen Kreis von Schülern um sich, u. a. > Umbertino von Casale. A. starb am 4. Januar 1309 in Assisi im Kreis ihrer geistlichen Söhne und Töchter und wurde in der Franziskanerkirche in Foligno beerdigt. Obwohl nie ein eigentliches Heiligsprechungsverfahren stattfand, wurde A. schon kurz nach ihrem Tod als Heilige verehrt und 1693 von Papst Innozenz XII. selig gesprochen. Pius X. verlegte ihr Gedächtnis auf den 4. Januar.
A.s mystisches Leben ist gekennzeichnet durch Ekstasen und Visionen, in denen sie die Wahrheiten des christlichen Glauben erfuhr, die in den Aufzeichnungen ihres Seelenführers von einer solchen theologischen Tiefe zeugen, dass sie nicht nur von Männern wie Philipp Neri, Franz von Sales und Alfons von Liguori beachtet, sondern ganz allgemein als „magistra theologorum“ bezeichnet wurde. Das Erleben bei ihrer Entrückung in Gott versucht sie wie folgt zu beschreiben:
„Auch erkennt dann die Seele durch Gottes Gegenwart, der sie zu sich erhebt, die Gerichte Gottes und andere unaussprechliche Dinge. Und gar oft wirkt Gott in der Seele wunderbare Dinge, und ich erkenne dann, dass nur Gott allein und keine Kreatur solche bewirken kann. Denn bisweilen wird die Seele plötzlich in Gott erhoben, mit so großer Wonne, dass, wenn sie andauerte, der Leib es nicht aushalten könnte, sondern alle seine Sinne und Glieder verlieren würde. Und so verfährt Gott oft mit der Seele und verlässt sie plötzlich wieder, wenn die Seele ihn festzuhalten wünscht. Doch bleibt alsdann ein großer Friede und eine Freude in der Seele zurück, und zwar eine so große, dass sie in keiner Weise an der Gegenwart Gottes zweifeln kann. Und von jenem Schauen oder Gefühl weiß ich kein Gleichnis zu geben, noch auch nur es zu nennen. Und diese Erleuchtung und Entrückung und Wonne wird mir bald in dieser, bald in anderer Weise zuteil, so dass alles immer neu ist. Doch das alles ist unaussprechlich.“ (Lammertz)
A.s theologische Aussagen beziehen sich auf die Trinität, auf Christus und den Hl. Geist. Weitere mystische Erfahrungen beziehen sich auf Maria, die Engel und den hl. Franziskus. Ihre Spiritualität ist geprägt durch die Erkenntnis Gottes und die Selbsterkenntnis.
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