Amphibolie

A. (griech., Wurf von zwei Seiten), Zweideutigkeit, Doppelsinn. So spricht Kant von der Amphibolie der Reflexionsbegriffe durch die Verwechslung des empirischen Verstandesgebrauchs mit dem transzendentalen. Denn die Überlegung (reflexio) hat es nicht mit den Gegenständen selbst zu tun, um geradezu von ihnen Begriffe zu bekommen, sondern ist der Zustand des Gemüts, in welchem wir uns zuerst dazu anschicken, die subjektiven Bedingungen ausfindig zu machen, unter denen wir zu Begriffen gelangen können. Die richtige Bestimmung dieses Verhältnisses beruht darauf, in welcher Erkenntniskraft die Begriffe subjektiv zueinander gehören, ob in der Sinnlichkeit oder dem Verstande.
Die Zweideutigkeit kommt besonders auch bei Orakeln, beim Witz und durch den Gebrauch mehrdeutiger Wörter zum Tragen. Amphibolisch, zweideutig, doppelsinnig, ist daher ein Grundbestandteil der menschlichen Erfahrung und Kommunikation.

Lit.: Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga: Hartknoch, 1781, Anhang; Wörterbuch der philosophischen Begriffe: begründet von Friedrich Kirchner und Carl Michaelis, fortges. von Johannes Hoffmeister, vollständig neu hg. von Arnim Regenbogen u. Uwe Meyer. Darmstadt: Wiss. Buchges., 1998.
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