Amaterasu

A. (jap., „die vom Himmel Leuchtende“), Sonnengöttin des > Shinto und Symbol der Nationalflagge Japans. Shinto (shin do, „Weg der Götter“) ist Japans ureigene Religion, die im Lauf der Geschichte verschiedene Wandlungen durchgemacht hat.
A. wird als göttliche Ahnin des Kaisers bzw. der Yamato-Dynastie nachweislich seit dem 7. Jh. v. Chr. im Heiligtum zu Ise verehrt. Ihr Beiname ist Ōmikami, „große erhabene Gottheit“.
Nach den mythologischen Texten des Kojiki und Nihongi entstand A. zusammen mit ihrem Bruder, dem Mond(gott) > Tsukiyomi, als der aus der Unterwelt zurückgekehrte Himmelsgott > Izanagi, der dort seine Frau > Izanami gesucht hatte, sich die Augen auswusch, um den Schmutz der Unterwelt zu entfernen. Ferner wird erzählt, dass sich A. aus Groll über den Sturmgott > Susano(w)o, ihrem zweiten Bruder, der ihr die Herrschaft über die Erde vergällte, in eine Höhle zurückzog, wodurch alles Licht und Leben auf der Erde zu erlöschen drohte. Das Gelächter der versammelten Götter vor der Höhle, die den erotischen Tanz der Göttin > Uzume bejubelten, machte sie neugierig, und so wurde sie mittels eines Spiegels samt ihrem Licht aus der Höhle gelockt.
Als Ahnengöttin der kaiserlichen Familie wurde A. in den Hauptschreinen von Ise von Kaisern und Bauern gleichermaßen verehrt, und es wurde ihre Hilfe für die ganze Nation erfleht, soll sie doch einst an ihrer Speerspitze die japanischen Inseln aus dem Schlamm des Urmeeres emporgezogen haben. Zudem sandte sie ihren Enkel Ninigi zur Erde, um diese zu regieren. Ninigis Enkel Jimme (7. Jh. v. Chr.) gilt als erster Kaiser der „Himmlischen Dynastie“, einer ununterbrochenen Reihe japanischer Herrscher („Tenno”).

Lit.: Wedemeyer, A.: Das Verbergen der Sonnengöttin in der Felsenhöhle. Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens XXV, Teil B (1935); åOkawa, Ryåuhåo: Amaterasu åOmikami no kåorin: subete no Nihonjin e no yåukoku no shinji. Tåokyåo: Tsuchiya Shoten, 1988.
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