Altar

A. (lat. altus, hoch, und ara, Opfertisch), erhöhte Stätte innerhalb des Kultzentrums, die in fast allen Religionen dem Opfer und anderen sakralen Handlungen dient. Schon in der Jungsteinzeit gab es als Altar eine Steinplatte oder einen Steinblock mit schalenartigen Vertiefungen. In Ägypten waren die Altäre Opfertische der Götter, auf denen man ihnen Gaben darbrachte.
Der jüdische Altar vor Moses wurde aus Erde und Stein errichtet. Seit dem mosaischen Gesetz durfte nur noch im Tempel geopfert werden: Brandopferaltar im inneren Vorhof des Tempels, Rauchopferaltar vor dem Allerheiligsten.
In Griechenland gab es drei Arten von Altären: bomós, eschára und agyieîs. Der bomós ist eine Erhöhung vom Erdboden in Form einer Anhäufung von Erdreich, Steinen oder auch Holzscheiten, die man mit den Opfern verbrannte. Einige Altäre hatten gigantische Ausmaße, wie etwa der Altar von Eumenos in Pergamon mit mehr als 12 Metern Höhe. Eschára (Opferherd, Feuerstelle) sind Altäre, auf denen man Brandopfer darbrachte. Sie lagen außerhalb der Gebäude und wurden oberhalb von Gräben angelegt, in denen sich das Blut der Opfer sammelte und die von Feuern beim Verbrennen der Opfertiere aufgefüllt wurden. Schließlich gab es noch die agyieîs, Altäre in Stelenform, die an den Haustüren zu Ehren Apolls, des Schutzherrn der Straßen, aufgestellt waren.
Steinaltäre wurden dann oft unabhängig von den Tempelanlagen errichtet, wie etwa die
Ara Maxima Herculis oder die Ara Pacis.
Im Christentum ergab die Feier der Messe an Märtyrergräbern eine enge Verbindung des als Altar geltenden Abendmahltisches mit dem Märtyrergrab, worauf schon der Evangelist Johannes verweist: „Als das Lamm das fünfte Siegel öffnete, sah ich unter dem Altar die Seelen aller, die hingeschlachtet worden waren wegen des Wortes Gottes und wegen des Zeugnisses, das sie abgelegt hatten“ (Offb 6,9). Seit dem 4. Jh. besteht der A. aus Stein, der feierlich konsekriert, mit Weihwasser besprengt, mit Chrisam gesalbt und mit Reliquien ausgestattet wird. In Folge seiner Bedeutung im Kult und seiner hohen Weihe gilt er als heilig und unverletzlich. Nach dem Volksglauben strahlt er eine außergewöhnliche Kraft aus, sodass schon seine Nähe eine besondere Wirkung hat.
In der Einrichtung der Freimaurerlogen wird der Altar erst gegen Ende des 18. Jhs. mit den Hauptsymbolen der Loge – Bibel, Zirkel und Winkel – gebräuchlich, die an besonders betonten Stellen aufzulegen sind. In den deutschen Logen ist der A. meist der Meistertisch, in den englischen und amerikanischen Logen steht er oft in kubischer Form in der Mitte der Loge. Am A. werden die Gelöbnisse abgelegt und die Ehrungen vorgenommen.
In der zeremoniellen Magie ist der Altar ein quadratischer Tisch mit einer bis zum Boden reichenden Decke mit dem Hexagramm auf der Stirnseite, Totenkopf, Kelch, Räucherschale und zwei Kerzen auf dem Tisch.

Lit.: Braun, Joseph: Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung [2 Bde]. München: Alte Meister Guenther Koch, 1924; Galling, Kurt: Der Altar in den Kulturen des alten Orients: eine archäolog. Studie. Mit 2 Abschn. von Paul Lohmann. Vorw. von Hugo Gressmann. Berlin: K. Curtius, 1925; Champeaux, Gérard de: Einführung in die Welt der Symbole. Würzburg: Echter, 1990; Becker-Huberti, Manfred: Lexikon der Bräuche und Feste. Freiburg u.a.: Herder, 2000; Lennhoff, Eugen: Internationales Freimaurerlexikon – Überarb. u. erw. Neuaufl. d. Ausg. v. 1932. München: Herbig, 2000.
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