Alptraum

Engl. nightmare, bedrückender, beklemmender und beängstigender Traum, der auch als REM-Traum definiert wird. Er weist einen so starken Affekt auf, dass es zum Erwachen kommt. Dieses Erwachen ist zu unterscheiden vom Aufschrecken aus Angst aus dem Tiefschlaf (Pavor nocturnus) und von posttraumatischen Wiederholungen erlebter Situationen. 70 bis 90% aller Erwachsenen geben an, in ihrer Kindheit Alpträume erlebt zu haben. Häufige Alpträume sind Verfolgung (50%), eigener Tod oder Verletzung (20%), Tod oder Verletzung anderer (15%) und Fallen ins Bodenlose (10%).
Eine Umfrage in 1006 repräsentativen Haushalten in Los Angeles ergab, dass 11% der Befragten regelmäßig von Alpträumen gequält werden (Foulkes, 4). Personen, die zu Alpträumen neigen, unterscheiden sich nach Forschungen Hartmanns von verschiedenen Kontrollgruppen durch extreme Sensitivität und Offenheit (sensitivity and openess) seit frühester Kindheit. Sie regen sich schon als Kinder leicht über kleine Dinge auf, sehen sich von Anfang an als etwas Besonderes und sind für junge Leute ausgesprochen selbstbewusst. Solche Menschen bleiben nach Hartmanns Terminologie besonders „dünn-häutig“, d.h. sie haben „dünne Grenzen“, während die meisten von uns jedoch als „dickhäutig“ gelten (Hartmann).
Nach altem Volksglauben wird der A. von dem gespenstischen > Alp erzeugt. Ein traditionelles Heilmittel bei Alpträumen ist das heute als Antidepressivum geschätzte > Johanniskraut (Hypericum perforatum), das generell als eine > Fuga daemonium, als Gespenstervertreibungsmittel, galt. Die Alpträume treten vorwiegend in der zweiten Nachthälfte im Alter von 6 bis 10 Jahren auf und werden meist gut erinnert. Das Erwachenwollen des Schlafenden, das nach einer unendlich lange scheinenden, in Wirklichkeit aber nach nur kurzer Schlafphase erfolgt, wirkt besonders beängstigend, weil der Träumende an eine niederzwingende Macht glauben muss. Diese Macht als > Alb oder > Mahr personifiziert, wird in allen Kulturkreisen mit übereinstimmender Gleichförmigkeit beschrieben und ist geschichtlich bis zu den Chaldäern nachweisbar. Die Personifizierung wird meistens mit dem Teufel oder seinen Dienern in Verbindung gebracht, die als > Alp, > Hexe, > Nachtmahr oder bei den Slawen als Mora auftreten. Nach Sigmund Freud sind diese Erlebnisse eine Bewusstmachung sexueller Verdrängungen, nach C. G Jung ein Auftauchen archetypischer Gestalten und nach der Paranormologie eine Ausdrucksform des psychischen Lebensraumes.

Lit.: Schrader, Otto: Reallexikon der germanischen Altertumskunde. Grundzüge einer Kultur- und Völkergeschichte Europas. Hg. v. A. Nehring. Berlin; Leipzig: Walter de Gruyter & Co., Bd. 1 ²1917-1923, Bd. 2 ²1929; Jung, Carl Gustav: Synchronizzität als Prinzip akausaler Zusammenhänge. In: GW 8, Rascher: Zürich, 1967, S. 535; Freud, Sigmund: Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. Frankfurt/M.: S. Fischer, 51969 (Sigm. Freud Gesammelte Werke; 15), S. 53-55; Hartmann, E.: The nightmare. New York: Basic Books, 1984; Foulkes, D.: Dreaming: A Cognitive Psychological Analysis. Hillsdale/N.J.: Lawrence Erlbaum, 1985; Bächtold-Stäubli, Hanns (Hg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. 10 Bde. Berlin: W. de Gruyter, 1987; Castle, Robert L. Van de: Our Dreaming Mind. New York: Ballantine Books, 1995; Krakow, Berry: Alpträume erfolgreich behandeln . Niedernhausen/Ts.: Falken, 1995; Domhoff, G. William: Finding Meaning in Dreams. A Quantitative Approach. New York; London: Plenum Press, 1996.

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