Alexandria

A. (arab. El-Iskandarija), zweitgrößte Stadt Ägyptens, 331 v. Chr. durch Alexander d. Gr. gegründet; war damals die griechische Hauptstadt Ägyptens mit über 600.000 Einwohnern. Getreu Alexanders Devise von der Vereinigung von Orient und Okzident wies die Stadt von Anfang an eine gemischte Bevölkerung auf. Die Hauptgruppe bildeten die Griechen, es folgten die Ägypter und Fremdlinge wie Juden oder Syrer. Unter den Ptolemäern, die Alexandria zum Königssitz und Mittelpunkt der griechischen Geistesbildung machten, erreichte die Stadt ihre Blütezeit. 30 v. Chr. fiel sie an die Römer und war im 1. Jh. die zweitgrößte Stadt des römischen Reiches.
Alexandria war aber nicht nur das Sammelbecken verschiedener Volksgruppen, sondern auch verschiedener Kulturen und geistiger Bewegungen. Im 1. Jh. hielt dort auch das Christentum Einzug. Als großer Missionar Ägyptens gilt seit alter Zeit der Evangelist Markus. Im 2. Jh. wurde A. zum Sitz eines Patriarchen und die Alexandrinische Theologenschule hatte maßgeblichen Einfluss auf die Kirche, in der u. a. auch Klemens von Alexandrien (140/150-215/16) und Origenes (185-253/54) wirkten.
Zudem kam es in dieser Zeit zur Bildung von Gruppen, die gnostische Ideen aller Art vertraten, und zu einer Reihe von Schriften, wie dem Ägypterevangelium (enkratitisch-gnostisch, heidnisch) und dem Hebräerevangelium (synchretistisch-gnostisch, judenchristlich). Es ist weiters anzunehmen, dass auch das Evangelium nach Maria, das Thomasevangelium, das Philipposevangelium und andere Schriften des koptischen Corpus gnostischer Texte in Alexandrien bekannt waren. Dies besagt, dass in Alexandrien schon früh Vertreter des Gnostizismus Fuß fassten. Bereits unter Kaiser Hadrian (117-138) und Antoninus Pius (138-161) tauchte > Basilides von Alexandrien auf, der zahlreiche Anhänger fand.
Alexandria war vor allem auch ein Zentrum der > Alchemie, die im 1. Jh. n. Chr. in Ägypten entstand, wo man Alchemie in den Tempelwerkstätten praktizierte, da nur bei der hellenistisch gebildeten Priesterschaft die notwendigen Voraussetzungen für die Entstehung der Alchemie mit ihrer technischen und spirituellen Ausrichtung gegeben waren.

Lit.: Theologische Realenzyklopädie/in Gemeinschaft mit Horst Balz … hrsg. von Gerhard Müller. Berlin; New York: de Gruyter. Bd. 2: Studienausgabe, 1993; Schütt, Hans-Werner: Auf der Suche nach dem Stein der Weisen: die Geschichte der Alchemie. München: C.H. Beck, 2000.

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