Alexander v. Abonuteichos

Ein Seher und Orakelpriester am Südufer des Schwarzen Meeres (ca. 105-175). Er wanderte nach Pella, wo der Kult des > Asklepios blühte, und fand dort eine wunderschöne Schlange, die er als Inkarnation des Gottes Asklepios in seine Vaterstadt mitnahm, um einen Schrein zu errichten. Gut aussehend und mit angenehmer Stimme ausgestattet, verkündete er, dass sich in seinem Schrein Apollo und Asklepios, der Gott der Heilkunde, manifestierten und er ihr Prophet sei. Er erteilte im Namen des Gottes Orakel und betätigte sich als Heiler. Seine Kuren und Wahrsagungen wurden bald so bekannt, dass ihm ungeheure Volksmassen und mit ihnen ebensolche Geldsummen zuströmten. Ein besonders gläubiger Mann holte ihn schließlich nach Rom und es kam so weit, dass die Stadt Abonuteichos das Bild der heiligen Schlange auf ihren Münzen anbrachte. Einer Legende zufolge soll sogar Kaiser Marc Aurel den Seher einmal vor einer militärischen Operation konsultiert haben.
Alexander ließ auch das Symbol der Verbindung der Schlange mit dem Ei erscheinen, das sich in syrischen Mysterienreligionen findet, deren Götter ebenfalls häufig mit der Schlange in Verbindung auftraten. Nach den satyrischen Bemerkungen von Lukian von Samosata war Alexander von Abonuteichos im nordasiatischen Paphlagonien hingegen lediglich einer von vielen Betrügern, der durch sein bloßes Auftreten eine große Menschenmenge zu faszinieren vermochte. Dennoch blieb Glykon, die Schlange mit künstlichem Menschenkopf, als angebliche Inkarnation des Asklepios bis in das 3. Jh. Gegenstand kultischer Verehrung.

Lit.: Lukian von Samosata: Alexandros oder der Lügenprophet. Eingel., hrsg., übers. und erklärt von Ulrich Victor. Leiden; New York; Köln: Brill, 1997.

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