Aleviten

Islamische Religionsgemeinschaft, die im 13. Jh. in Anatolien als Volksreligion aus einer Verschmelzung mit Elementen des Christentum, der Gnosis, dem türkischen Schamanismus und der Schia in Gestalt der Verehrung von Ali (vierter Kalif der Sunniten und erster Imam der Schiiten) hervorging. Eine besondere Rolle spielten dabei die mystischen Bruderschaften, insbesondere Beziehungen zu den iranischen Safawiden.
Unter den Osmanen wurden die A. als Häretiker verfolgt. Erst in der modernen Türkei genießen sie Glaubensfreiheit. Sie sehen im Koran kein verbalinspiriertes Buch, sondern interpretieren ihn mystisch nach einem von ihnen entwickelten Modell der Trinität in Gestalt von Allah, Mohammed und Ali. Die Scharia lehnen sie ab. Zum Beten brauchen sie keinen besonderen Raum und keine besondere Zeit. Zu Kulthandlungen versammeln sie sich in einem Cemevi (Versammlungshaus) zur Rezitation von Gedichten und zum rituellen Tanz (Semah) von Frauen und Männern unter der Aufsicht des Dede („Großvater“) oder Ana („Großmutter“). Frauen und Männer sind nach der Lehre der A. gleichgestellt.
In der Türkei machen die A. ca. 25% der Bevölkerung aus. Nach wie vor gibt es Spannungen zwischen ihnen und den konservativen Sunniten.

Lit.: Gümüs, Burak: Türkische Aleviten: vom Osmanischen Reich bis zur heutigen Türkei. Konstanz: Hartung-Gorre, 2001; Migration und Ritualtransfer: religiöse Praxis der Aleviten, Jesiden und Nusairier zwischen Vorderem Orient und Westeuropa/Robert Langer … (Hrsg.). Frankfurt a.M.: Lang, 2005.

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