Ahorn

Die Bezeichnung A. (lat. acer) ist ein Gattungsname für über 150 Baumarten, die sich durch eine bunt geflammte Färbung ihres Holzes auszeichnen. Der A. hatte seine Urheimat im antiken Griechenland. In Mitteleuropa sind heute vor allem drei Arten des saftreichen A.-Baumes verbreitet, der weißholzige Berg-A. oder Weißbaum (Acer pseudoplatanus), der Spitz-A. (Acer platanoides) und der Feld-A. bzw. Maßholder oder auch Deutscher Ahorn (Acer campestre).
Wegen der sprichwörtlichen Härte und schönen Maserung des Holzes wurde der A. schon in der Antike als Bauholz, massiv oder als Furnierholz geachtet. So war auch das Trojanische Pferd teilweise aus A.-Holz gezimmert. Dieses Holz wird auch dafür verantwortlich gemacht, dass die Trojaner beim Anblick des Pferdes in Angst und Schrecken versetzt wurden. A.-Bäume wuchsen auch in dem heiligen, dunklen Opferhain der Kybele-Rheia, wobei sie jedoch nicht den wichtigsten Teil des Haines ausmachten. Macrobius kann den A. jedoch weder den „glücklichen“ noch den „unglücklichen“ Bäumen zuordnen (Paulys Real-Encyclopädie).
Das Wissen um die Heilkraft des A. hat eine lange Geschichte. In der ägyptischen Heilkunde stand der A. bereits um 1600 v. Chr. hoch im Kurs, wie aus dem Papyrus Ebers hervorgeht. Für die antike Heilkunst bot vor allem die Wurzel des Baumes ihre Hilfe an, so z.B. als Mittel gegen Leberschmerzen oder Ungeziefer bei Schafen. In Deutschland finden wir im 12. Jh. ein frühes Zeugnis für die Heilkraft des A. bei > Hildegard von Bingen, die ihn als Mittel bei täglichem Fieber und Gicht empfiehlt. Generell wurde in der Medizin des Mittelalters die kühlende Wirkung des A. geschätzt, die bei verschiedenen Arten von Geschwüren und Schwellungen eingesetzt wurde. In der deutschen > Volksmedizin wurden vor allem die A.-Blätter als wundheilend und menstruationsfördernd geschätzt. Im 16. Jh. bekommt der A. von dem Autor eines berühmten Kräuterbuches, von Tabernaemontanus, schließlich auch ein Kompliment für seine Wesenart, und zwar für seinen „lustigen Schatten“ (Tabernaemontanus, 1588). In der deutschen Tradition wird dem A. ferner antidämonische Kraft zugeschrieben. Zapfen aus dem Holz des Baumes, an Türen und Schwellen angebracht, verhindern das Eindringen von Hexen in Häuser und Ställe (Bächtold-Stäubli).

Lit.: Tabernaemontanus, Jac. Theod.: New Kreuterbuch. Das erste Buch Frankf./M., 1588. – Das ander Theyl … durch Nicol. Braun. Frankf./M., 1591 (spätere Ausgaben z. B. 1613); Paulys Real-Encyclopädie. Hg. v. G. Wissowa u.a. Stuttgart, 1894ff., Bd. 1, 1894; Marzell, Heinrich: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen. Bd. 1. Leipzig: Hirzel, 1943; Bächtold-Stäubli, Hanns (Hg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. 1. Bd. Berlin: W. de Gruyter, 1987; Fischer, Susanne: Blätter von Bäumen. Legenden, Mythen, Heilanwendung & Betrachtung von einheimischen Bäumen. München: Hugendubel, 41989.
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