Ahl-i-haqq

(Arab., „Besitzer der Wahrheit“), eine Geheimreligion, deren Anhänger vor allem im westlichen Iran, in Luristan, Kurdistan und Azerbaidjan sowie im Transkaukasusgebiet leben. Sie sind nicht streng organisiert und es fehlt ihnen die kanonische Einheit, weshalb man sie auch als „Föderation verwandter Bewegungen“ bezeichnete. Die A. reicht in das 11. Jh. zurück und vereinigt in ihrer Lehre zoroastrische, manichäische, gnostische, jüdische, christliche und Sufi-Ideen in einem volkstümlichen messianischen Kult. Folgende Vorstellungen sind allen Gruppen gemeinsam: Ankunft des „Herrn der Zeit“ zur Erfüllung der Wünsche der Freunde und zum Umfangen des Universums; Glaube an sieben aufeinanderfolgende Manifestationen des Göttlichen in menschlicher Form (die sie als Hülle tragen), darunter > Jesus, Ali und Sultan Sohak. Von besonderer Bedeutung ist die Manifestation der Gottheit in Sultan Sohak, mit dem die wichtigste Ära der Menschheit beginnt. Dieser Glaube an die Reinkarnation der Gottheit findet seine Parallele im Glauben an die Seelenwanderung des Menschen. Dieser muss einen Zirkel von 1001 Reinkarnationen durchlaufen. Die Möglichkeit der Reinigung ist allerdings nur den Menschen aus gelbem Ton, nicht aber jenen aus schwarzer Erde möglich. Der „Herr der Zeiten“ wird in der Nähe der Stadt Sharizur oder des kurdischen Sultaniyya erwartet. Bei diesem Gericht werden die weltlichen Herrscher ausgelöscht und die Guten in das Paradies geführt werden.
In den Riten und durch den Glauben an die > Reinkarnation unterscheiden sich die A. erheblich von der Mehrheit der Muslime.

Lit.: Ivanov, Vladimir Alekseevich: The Truth-Worshippers of Kurdistan: Ahl-i haqq Texts Edited in the Original Persian and Analysed by W. Ivanow. Leiden: E.J. Brill, 1953; Khoury, Adel Theodor et al.: Islam-Lexikon. Bd. 1. Freiburg: Herder, 1991.
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