Agave

(Agavaceae, Agavengewächse). Zu den agaveähnlichen Gewächsen gehört besonders auch die > Aloe, von der in der Bibel die Rede ist (Ps 45,9, Joh 19,39) und die erstmals vor 3.500 Jahren in Hieroglyphenschriften erwähnt wurde. Diesen zufolge benutzten bereits die Königinnen > Nofretete und später Kleopatra Salben und Öle mit dem Zusatz frischer Aloe zur Körper- und Haarpflege. Im Sanskrit trägt die Aloe den Namen Ghrita-kumari. Ebenso findet die Aloe vielfältige Verwendung in der indischen Ayurveda-Medizin. Besondere Verbreitung hat heute der wegen seiner entzündungshemmenden und antibakteriellen Eigenschaften als Aloe vera bezeichnete stabilisierte Saft.
Auch die Kulturpflanze Mittelamerikas, die Agava americana, ist seit alters her bekannt. Die Indianer verwenden sie als Nahrung, als Heilmittel und für magische Zwecke. In der A. lebt ihrer Vorstellung nach die jugendliche Göttin Mayahuel, die dem Mythos zufolge aus dem Himmel entführt und von Dämonen getötet wurde. Doch dienten ihre Gebeine als Rohstoff für die Schöpfung der A. durch den Gott Quetzalcoatl. Aus dem süßen Saft der Zauberpflanze stellt man ein berauschendes Getränk her. Der Trunk untersteht verschiedenen Göttern: dem „Medizin-Herrn“ Pahtecatl und den „Vierhundert Kaninchen“, genannt Centzontotochtlin, die als göttliche Mondwesen den Kreislauf von Geburt und Tod in der Natur symbolisieren. Der Genuss von Pulque wird daher mit religiösen Ritualen, etwa zur Erntezeit, verbunden und muss sich in Maßen halten, d. h. er sollte vier Schalen nicht überschreiten – ein Gebot, das von den Huaxteken nicht eingehalten wurde, die den Rausch vielmehr verherrlichten.
Die mexikanischen Indianer verwenden heute für medizinische Zwecke die ganze Pflanze, und auch weiterhin den Pulque, den man als > Aphrodisiakum ansieht. Selbst die Blätter der A. finden Anwendung als > Amulette, die alles Böse vom Haus fernhalten, den Haussegen bewahren und vor krankheitsbringenden Winden schützen sollen.

Lit.: Rätsch, Christian: Lexikon der Zauberpflanzen aus ethnologischer Sicht. Graz: ADEVA, 1988.
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