(Familienname: Antonini; 1469-1532). Förderte als Ordensgeneral der Augustiner-Eremiten (1506-1518) Studien und Disziplin, wurde 1517 Kardinal, 1523 Patriarch von Konstantinopel und Bischof von Viterbo. A. war ein Universalmensch. Bereits als Student editierte er philosophische Schriften. Er verfasste einen Kommentar zum Sentenzenwerk des Petrus Lombardus, eine Kirchen- und Papstgeschichte, schrieb Gedichte und Novellen und befasste sich mit jüdischer Literatur, insbesondere mit dem > Talmud und der > Kabbala. Seine kabbalistischen Traktate füllen mehrere Handschriftenbände (Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Vat. Lat. 3 146.5808; Biblioteca Angelica, Cod. Lat. 3), die noch kaum bearbeitet sind. Die Kabbala war für ihn die Tradition der Alten. In > Pico della Mirandola sah er den Initiator der christlichen Kabbala, und Johannes > Reuchlin schenkte ihm sein Werk De arte cabbalistica. > Erasmus v. Rotterdam besuchte ihn 1520 in Rom. Aegidius’ große Liebe galt Plato, während er Aristoteles ablehnte. Unter dem Einfluss von > Marsilius Ficinus gründete er in seinem Orden sogar eine platonische Schule. 1513 ernannte er Martin > Luther zum Lektor innerhalb des Augustiner-Eremiten-Ordens, wurde dann aber in den Reformationsbestrebungen zu einem seiner entschiedensten Gegner. A. gilt als führender Vertreter der christlichen Kabbala.
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