Achtzehn

Astrale Zykluszahl. Die A. taucht in der präkolumbianischen Zeitrechnung auf. Eine astrale Zykluszahl ist sie, weil sich Sonnen- und Mondfinsternis nach 18 Jahren in gleicher Reihenfolge wiederholen.
In der mittelalterlichen christlichen Exegese wird A. mit 10 + 8 als Erfüllung des Gesetzes durch die Gnade gedeutet, wie man aus der Heilung der seit 18 Jahren gelähmten Frau schließen konnte (Lk 13,11–13).
Die A. ist ferner Einteilungszahl im jüdischen Achtzehn-Gebet, und auch das indische Epos Mahabharata ist in achtzehn Bücher geteilt.
In der islamischen Tradition ist die A. (gelegentlich auch die Neunzehn) die Zahl der Konsonanten der Eingangsformel Bismillāhi’r-rahmāni’r-rahīm (Im Namen Gottes, des Allbarmherzigen und Gnädigen). Vielleicht stammt daraus die Vorstellung, dass es 18000 Welten gibt. Für die > Mevlevi, den Orden der „Tanzenden Derwische“, hat die A. eine vielfache Bedeutung: Das Eingangsgedicht von Dschelaluddin Rumis Mathnawi („Lied der Rohrflöte“) hat 18 Verse; wer Mevlevi-Derwisch werden will, muss 18 Tage als Laufbursche im Kloster dienen und die 18 Arten des Küchendienstes erlernen. Nach 1001 Tagen Vorbereitungszeit wird er mit einem achtzehnarmigen Leuchter in seine neue Zelle geführt, wo er 18 Tage zu meditieren hat. Auch war es Brauch, dass Besucher ihre Gaben in achtzehnfacher Zahl brachten. Ob hier eine Verbindung zur türkischen traditionellen Neunzahl von Geschenken gegeben ist, bleibt offen. Jedenfalls erscheint auch im Germanischen die A. gelegentlich als Verdoppelung der heiligen Neun: So hatte > Haldan 18 Söhne und > Odin weiß 18 Dinge.

Lit.: Endres, Franz Carl: Das Mysterium der Zahl: Zahlensymbolik im Kulturvergleich/Schimmel, Annemarie. München; Kreuzlingen: Hugendubel, 1984.
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