Abend

Der A. ist eine besondere Tageszeit im menschlichen Leben. Die Unsicherheit der anbrechenden Nacht führt zu Vorsorge, Riten und Opferhandlungen, um die Gefahren der Nacht zu bannen, gehört diese doch den Geistern. Jede Berührung mit bösen Geistern und jeglicher Kontakt mit der gefährlichen Außenwelt sind zu meiden.
Der Abend schließt aber nicht nur den alten Tag ab, sondern nimmt bereits Verbindung mit dem neuen auf. So kommt ihm auch die Zukunftsdeutung zu. Vor allem am Vorabend von Festtagen, die einen neuen Zeitabschnitt einleiten, wie Weihnachten, Silvester und Dreikönig, ist Zukunftsdeutung am erfolgreichsten. Aus den verschiedenen Abendzeichen kann zudem auf das künftige Wetter geschlossen werden.
Der Abend ist die Zeit der Rückbesinnung auf sich selbst und der Bewusstseinsveränderung zum Schlaf hin, wo die Empfänglichkeit für außergewöhnliche Erfahrungen besonders groß ist. Zudem sind einige Abende, insbesondere der Andreas-, Johannis-, Thomas- und Heilige Abend sowie der Abend vor Ostern und Christi Himmelfahrt von besonderem magischen Gehalt. Der Andreasabend z. B. wird für Liebe und Ehe empfohlen.
In der Volksmedizin wird den an bestimmten Abenden gesammelten Heilkräutern eine besondere Kraft zugesprochen.
In der Astrologie bildet der Abend das 7. Haus im Horoskop.

Lit.: Wuttke, Adolf.: Der deutsche Volksaberglaube der Gegenwart. 3. Bearbeitung von E. H. Meyer. Berlin, 1900; Bächtold-Stäubli, Hanns (Hg): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Bd. 1. Berlin: W. de Gruyter, 1987.
Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.