Dämonenhierarchie

Rangordnung der Dämonen, nach neuplatonischen, christlich-gnostischen Quellen und der > Kabbala. Im Laufe der Zeit sind viele Rangordnungen entstanden, vor allem nach Aufenthaltsort, Funktion und Eigenschaft.
Eine erste Einteilung stammt von dem Neuplatoniker Konstantinos Psellos, bekannter unter seinem Mönchsnamen Michael (1018 bis nach 1081). Er teilt die Dämonen nach ihrem Aufenthaltsort ein:

1. Luftbewohner, verantwortlich für Stürme und Unwetter.
2. Erdbewohner mit der Untergruppe der Gnomen (auf der Erde oder in den Höhlen), verantwortlich für Erdbeben und Feuer, und der Waldbewohner, die Wanderer irreleiten.
3. Wasserbewohner mit schrecklichem Aussehen, verantwortlich für Schiffbrüche.
4. Feuerdämonen oder Lelirice, die erst am Jüngsten Tag mit den Menschen in Kontakt treten.
5. Heliophoben oder Lucifugi, die am gefährlichsten sind. Sie erscheinen nur nachts und töten Menschen.

Der Franziskaner Alphonso de Spina unterscheidet in seinem Werk Fortalitium fidei (1459):
1. Fata: Schicksalsdämonen; 2. Poltergeister; 3. Incubi und Succubi; 4. Wildes Heer; 5. Familiares (Hausgeister); 6. Alp; 7. Dämonen, die aus dem Samen entstanden sind und Träume verursachen; 8. Dämonen in der Gestalt von Männern und Frauen; 9. Dämonen, die nur Geistliche belästigen; 10. Dämonen, die alte Frauen betrügen.

Agrippa von Nettesheim unterscheidet in De occulta Philosophia (1510):
1. Pseudothei: Falsche Götter, Regent: Beelzebub
2. Spiritus medaciorum: Lügengeister, Regent: Python
3. Vasa iniquitatis: Gefäße der Ungerechtigkeit, Regent: Belial
4. Ultores scelorum: Rächer der Verbrechen
5. Praestigiatores: Zauberer, Regent: Sathan
6. Aeriae potestates: Gewalten der Luft, Regent: Merizim
7. Furiae: Furien, Regent: Abbadon
8. Criminatores: Ankläger, Regent: Astaroth
9. Tentatores maligeni: Versucher, Regent: Mammon

Der Arzt Johann Weyer listet in seiner Pseudomonarchia daemonum (1563) 72 Dämonen auf:
Baal, Agares, Vassago, Gamygyn, Marbas, Valefor, Amon, Barbatos, Paimon, Buer, Gusion, Sytry, Beleth, Lerajie, Eligor, Separ, Botis, Bathin, Saleos, Purson, Morax, Ipos, Aini Naberius, Glasyalabolos, Bune, Ronobe, Berith, Astaroth, Forneus, Foras, Asmoay, Gaap, Furfur, Marchosias, Solas, Phoenix, Halpas, Malpas, Raum, Focalor, Sabanack, Vepar, Shax, Vine, Bifrons, Vual, Hagenti, Procel, Furcas, Balam, Allogen, Caim, Murmur, Orobas, Gomory, Ose, Amy, Orias, Vapula, Zagan, Valac, Andras, Flauros, Andrealphus, Cimeries, Amduscias, Belial, Decarabia, Seere, Dantalian, Andomalius.

Peter Binsfeld weist den Dämonen in De confessionibus maleficorum et sagarum (1589) folgende Eigenschaften zu:
1. Luzifer: Stolz
2. Mammon: Geiz
3. Asmodeus: Wollust
4. Satan: Ärger
5. Beelzebub: Schlemmerei
6. Leviathan: Neid
7. Belphegor: Faulheit

Pater Sebastian > Michaelis bringt in seiner Admirable History (1612) folgende Gliederung:

  I. Hierarchie

II. Hierarchie

 

1. Beelzebub,
2. Leviathan,
3. Asmodeus,
4. Balberith: Urheber von Mord, Streitsucht und Gotteslästerung;
5. Astaroth,
6. Verrine: Urheber von Unduldsamkeit;
7. Gressil: Unreinheit,
8. Sonneillon: Hass

9. Carraeu: Hartherzigkeit,
10. Carnivean: Obszönität,
11. Oeillet: überredet zum Bruch des Armutsgelübdes;
12. Rosier: Liebesleidenschaft,
13. Verrier: überredet zum Bruch des Gehorsamsgelübdes.

 

14. Belias: Arroganz,
15. Olivier: verleitet zur Grausamkeit,
16. Iuvart: ein gefallener Engel.

 Francesco Maria Guazzo spricht im Compendium Maleficarum (1608) von:
1. Feuerdämonen: wohnen im oberen Luftbereich und nehmen keinen Kontakt mit den Menschen auf.
2. Luftdämonen: wohnen im Luftbereich über der Erde und können sich einen Körper aus Luft bilden, Unwetter erzeugen und sind für Zerstörungen auf der Erde verantwortlich.
3. Erddämonen: gefallene Engel (Engelsturz); Naturdämonen, welche die Erde bewohnen.
4. Wasserdämonen: zeigen sich bevorzugt in Frauengestalt, verursachen Unwetter u.a.m.
5. Bergdämonen: belästigen Bergleute, verursachen Erdbeben u.a.m.
6. Dämonen, die das Licht scheuen: sie greifen den Menschen nachts an und töten ihn, können jedoch von Hexen nicht angerufen werden.

Was schließlich die Häufigkeit der Nennungen der einzelnen Dämonen betrifft, so werden von den in den mittelalterlichen Quellen und im 17. und 18. Jahrhundert aus christlich-gnostischen Quellen, dem Talmud und der Kabbala entstandenen umfangreichen Ranglisten, Typeneinteilungen und Klassifizierungen folgende Hierarchien am häufigsten erwähnt:

Gubernatores (Herrscher)

Großfürsten

Großräte oder höllische Räte

Geheimer Reichs-Secretarius

Spiritus Familiares (Hausgeister)

1. Luzifer: König
2. Belial: Vizekönig
3. Satan
4. Beelzebub
5. Astaroth
6. Pluto

 

1. Aziel
2. Mephistopheles
3. Marbuel
4. Ariel
5. Aniguel
6. Anifel
7. Barfaee

 

1. Abbadon
2. Chamus
3. Milea
4. Lapasis
5. Merapis

Milpeza 

1. Chinicham
2. Pimpam
3. Masa
4. Lissa
5. Dromdrom
6. Losnha
7. Palasa
8. Naufa
9. Lima
10. Pora
11. Saya
12.
Wunsolay

Lit.: Wierus, Joannes: De praestigiis daemonum, et incantationibus ac veneficijs, libri V. Basileae: Oporin, 1563; Psellus, Michael: De operatione Dæmonum. Nürnberg, 1838; Petersdorff, Egon von: Dämonologie, 2. Bd. Stein am Rhein: Christiana-Verlag, 1982; Biedermann, Hans: Dämonen, Geister, dunkle Götter. Graz: Leopold Stocker, 1989; Marc-Roberts-Team: Lexikon des Satanismus und des Hexenwesens. Graz: Verlag f. Sammler, 2004; Mode, Heinz: Fabeltiere und Dämonen: die Welt der phantastischen Wesen. Leipzig, 2005.

 

 

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