Andreas Resch: Maria Stella Adela Mardosewicz und 10 Gefährtinnen


MARIA STELLA MARDOSEWICZ
und 10 Gefährtinnen
(† 1943)

PROFESS-SCHWESTERN
DER KONGREGATION DER HL. FAMILIE VON NAZARETH

MÄRTYRERINNEN VON WEISSRUSSLAND

Selig: 5. März 2000
Fest: 4. September

Die Märtyrerin MARIA STELLA ADELA MARDOSEWICZ und ihre 10 Gefährtinnen gehörten der 1875 von Franziska Siedliska gegründeten Kongregation der heiligen Familie von Nazareth an. Sie wurden in Nowogródek, Polen (heute Weißrussland), wo sie sich der Erziehung und Ausbildung von Kindern und Jugendlichen widmen wollten, erschossen. Die Schwestern der Kommunität des Hauses von Christkönig (1939-1945) waren zu verschiedenen Zeiten hierhergekommen. Die tragischen Ereignisse in jener Region während des Zweiten Weltkrieges – zuerst durch die Invasion der Sowjets (1939-1941), dann der Deutschen (1941-1945) – störten die Ordnung und Harmonie, die bis dahin die Gesellschaft von Nowogródek geprägt hatten. Im Juli 1942 fand die erste Massenexekution statt und am 18. Juli 1943 kam es unter der polnischstämmigen Bevölkerung zu einer neuerlichen Verhaftungswelle. Am 31. Juli 1943 befahl ein Gestapofunktionär Schwester Stella, mit sämtlichen Schwestern vorstellig zu werden. Dies betraf die folgenden elf Nazareth-Schwestern:

MARIA STELLA ADELA MARDOSEWICZ wurde am 14. Dezember 1888 als Tochter von Julian Madosewicz und Jadwiga Kolendo im Dorf Ciasnówka, Distrikt Nieśwież (heute Diözese Mińsk-Mohylew in Weissrussland) geboren. Am 14. September 1910 trat sie als Postulantin in die Kongregation von Vilnius ein. Nach Erlangen des Lehrerinnendiploms begann sie in Italien am 22. Oktober 1911 das Noviziat und kehrte nach Ablegung der ersten Gelübde am 5. August 1913 wieder in die Heimat zurück. 1920 ging sie neuerlich nach Rom, um sich auf die ewigen Gelübde vorzubereiten, die sie am 1. Mai 1921 ablegte. Nach Rückkehr in die Heimat arbeitete sie in verschiedenen Häusern als Lehrerin. 1936 kam sie nach Nowogródek, wo sie während des Zweiten Weltkriegs das Amt der Oberin innehatte.

IMELDA JADWIGA KAROLINA ŻAK, wurde am 29. Dezember 1892 als Tochter von Józef Żak und Zofia Ziora in Oświęcim geboren. Am 13. Mai 1911 trat sie als Chorschwester in die Kongregation ein und begann am 22. Oktober 1911 das Noviziat. Nach Ablegung der ersten Gelübde am 15. August 1913 arbeitete sie als Lehrerin; nach Nowogródek kam sie 1936. Während des Krieges und der Besatzung war sie in der Kirche Verklärung Unseres Herrn als Sakristanin tätig. Sie war eine große Beterin und eine tief innerliche Frau.

RAAJMUNDA ANNA KUKOŁOWICZ , wurde am 24. August 1892 als Tochter von Maciej Kukołowicz und Johanna Huszcza in Barwaniszki, Region Vilnius (heute Diözese Vilnius in Litauen), geboren. Am 1. September 1918 trat sie in Vilnius in die Kongregation ein, legte am 25. März 1922 die einfachen und am 19. März 1928 die ewigen Gelübde ab. Schwester Rajmunda war der Hausarbeit zugeteilt und kam 1934 nach Nowogródek. Durch eine schwere Arthritis und das Gebet geläutert verbrachte sie die freie Zeit in der Kapelle zu Füßen Jesu im Allerheiligsten Altarsakrament.

DANIELA ELEONORA ANGELA JÓŻWIKwurde am 25. Januar 1895 als Tochter von Stanisław Jóźwik und Marianna Zielińska in Poizdów in Podlachien (Diözese Siedlce) geboren. Am 21. Januar 1920 trat sie in Warschau in die Kongregation ein und legte am 25. Februar 1929 die ewigen Gelübde ab. Schwester Daniela war in verschiedenen Häusern mit der Hausarbeit betraut und kam 1932 nach Nowogródek, wo sie still und unauffällig ihre Arbeit machte.

KANUTA JÓZEFA CHROBOT wurde am 22. Mai 1896 als Tochter von Bartholomäus Chrobot und Juliana Figa in Raczyn im Distrikt Wielún (Diözese Czenstochau) geboren. Aus Gehorsam ihren Eltern gegenüber war sie gerade im Begriff zu heiraten, als sie im Traum eine Stimme hörte, die ihr gebot: „Heirate Stanisław nicht! Dein Bräutigam erwartet dich in Grodno und als Hochzeitsgeschenk wird er dir ein rotes Kleid überreichen.“ Am 21. Mai 1921 trat sie in die Kongregation ein, am 16. Juli 1925 legte sie die einfachen und am 22. Juli 1931 die ewigen Gelübde ab. Schwester Kanuta war durchwegs der Küchenarbeit zugeteilt und kam 1931 als Erste nach Nowogródek. Obwohl kränklich, arbeitete sie hart.

SERGIA JULIA RAPIEJ wurde am 18. August 1900 im Dorf Rogożyn, Distrikt Augustów (Diözese Elk), geboren. Am 25. Dezember 1922 trat sie in die Kongregation ein, am 29. Februar 1924 begann sie das Noviziat in Grodno. Nach einem Jahr wurde sie gemeinsam mit anderen Schwestern nach Amerika geschickt. Am 17. April 1926 legte sie in Des Plaines die ersten Gelübde ab und kehrte dann nach den ewigen Gelübden am 16. April 1932 wieder nach Polen zurück, wenngleich sie von den Schwestern von Philadelphia auf die drohende Kriegsgefahr in Europa hingewiesen wurde. Schwester Sergia bekräftigte, keine Angst zu haben und da sie Christus als Gegenleistung für Seine Liebe nichts anderes anzubieten habe, würde sie ihr Leben für Ihn hingeben und fürchte daher auch das Martyrium nicht. In die Kommunität von Nowogródek kam sie 1933, wo sie für die häuslichen Belange zuständig war.

GWIDONA HELENA CIERPKA wurde am 11. April 1900 als Tochter von Stanisław Cierpka und Barbara Bałamun in Granowiec, Distrikt Odolanów (Diözese Kalisz), geboren. Am 17. Januar 1927 trat sie in die Kongregation ein und am 7. Januar 1930 legte sie die ersten Gelübde ab. Schwester Gwidona arbeitete vor allem im Garten und auf dem Feld. Nach den ewigen Gelübden am 7. Januar 1936 kam sie nach Nowogródek, wo sie in der Landwirtschaft der Kongregation tätig war. Sie war eine Schwester mit festen Prinzipien und einem aufrechtem Charakter, „voller Frohsinn und Freude“.

FELICYTA PAULINA BOROWIK wurde am 30. August 1905 als Tochter von Leon Borowik und Ana Daszczuk in Rudno im Gebiet von Lublin (Diözese Siedlce) geboren. Am 4. März 1932 trat sie in die Kongregation ein, legte am 21. Januar 1935 die ersten Gelübde ab und wurde anschließend dem Haus von Nowogródek zugeteilt. Von Natur aus schweigsam, eifrig, freundlich, heiter und bescheiden, ging sie nahezu unauffällig durch das Leben. Sie war mit Hausarbeiten beschäftigt und bei den Schwestern und allen, die ihr nahestanden, beliebt. Wegen des Krieges konnte sie nicht die ewigen Gelübde ablegen, obwohl sie sich das so sehr wünschte.

HELIODORA LEOKADIA MATUSZEWSKA wurde am 8. Februar 1906 in Stara Huta, Distrikt Świeck (Diözese Pelplin), als Tochter von Jan Matuszewska und Leokadia Domachowska geboren. Am 8. Januar 1933 trat sie in die Kongregation ein, legte am 28. Juli 1935 die ersten Gelübde ab und wurde dann nach Nowogródek geschickt, wo sie mit verschiedenen Aufgaben betraut wurde: Schulreinigung, Pfortenaufsicht in der Schule, Hilfskraft in der Küche. Sie hatte vier Jahre Volksschule in deutscher Sprache besucht. Schwester Heliodora widmete sich ganz ihren Mitmenschen und hatte ein heiteres und fröhliches Gemüt.

KANZJA EUGENIA MACHIEWICZ wurde als Tochter von Viktor Machiewicz und Bogumiła Nawrocka am 27. September 1903 in Suwałki (Diözese Łomża) geboren. Am 27. August 1933 trat sie, bereits erwachsen, in die Kongregation ein und arbeitete unabhängig als Lehrerin. Das Noviziatsjahr verbrachte sie in Albano, Italien, wo sie am 16. Juli 1936 die ersten Gelübde ablegte. Zunächst unterrichtete sie in der Schule von Kalisz und von 1938 an in jener von Nowogródek.

BOROMEA VERONIKA NARMONTOWICZ wurde am 18. Dezember 1916 als Tochter von Bolesław Narmontowicz und Maria Jodkowska in Wiercieliszki, Region Grodno (Diözese Grodno), geboren. Am 24. Dezember 1936 trat sie in die Kongregation ein und wurde nach Ablegung der ersten Gelübde am 5. August 1939 in das Haus von Nowogródek geschickt. Sie war eine aufopferungsvolle Person, arbeitsam und dem Gebet zugetan.

Am Abend des 31. Juli 1943, um 19.30 Uhr, fanden sich die elf Schwestern auf Befehl der Gestapo im Kommissariat ein, von wo sie nach außerhalb der Stadt gebracht wurden. Aufgrund der Anwesenheit anderer Personen beschlossen die Gestapobeamten jedoch zurückzukehren.

Am Sonntagmorgen des 1. August 1943 führte man die elf Schwestern in ein Birken- und Kiefernwäldchen, 5 Kilometer von Nowogródek entfernt. Auf eindringliches Bitten der Schwestern erlaubte ihnen die SS, das Ordenskleid zu tragen. Sie wurden erschossen und in eine Grube geworfen, die man mit einer Sandschicht bedeckte.

Ihre sterblichen Überreste wurden am 27. September 1991 in die Kapelle der Madonna von Nowogródek in der Verklärungskirche, Weißrussland, überführt.

Am 5. März 2000 wurden Maria Stella Adela Mardosewicz und ihre 10 Gefährtinnen von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1996 – 2000. Innsbruck: Resch, 2010 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 4). XIII, 376 S., 86 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-088-9, Ln, EUR 39.90 [D], 40.98 [A]

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