Zöllner, Joh. Karl Friedrich (* 8.11.1834 Berlin; † 25.04.1882 Leipzig), Physiker, Astronom, Mitbegründer der Astrophysik. Als ältestes von elf Kindern sollte er die Kattunfabrik seines Vaters übernehmen, doch sein Interesse galt den Naturwissenschaften. Diese studierte er in Berlin und Basel. 1866 ao. Prof. f. physikalische Astronomie in Leipzig, 1872 o. Prof. Bei Z. als Pionier des wissenschaftl. Okk. in Deutschland (ähnlich wie Sir William > Crookes mit D. > Home in England) findet sich erstmals der Begriff „Vierte Dimension“ als hypothetisches Erklärungsmodell für die von ihm durchgeführten Knoten- und Ringexperimente (17.12.1877 sowie vom 9.05.1878). Befreundet mit Th. > Fechner. Z. experimentierte um 1877 / 78 mit dem amerikan. Medium Henry > Slade. Mit vielen Naturwissenschaftlern (z. B. Helmholtz, Wilhelm > Wundt) hatte er heftige Kontroversen, doch war Z. überzeugt von der Echtheit seiner Erfahrungen aufgrund unleugbarer Tatsachen und litt unter dem Unverständnis seitens vieler Naturwissenschaftler, von denen ihn manche für geisteskrank hielten. Mit 48 Jahren starb Z. eines ungeklärten Todes an seinem Arbeitspult (wahrscheinlich an einem Schlaganfall). Z. war Mitglied mehrerer wissenschaftl. Ges. sowie Ehrenmitglied der Société Scientifique d’Études Pychologiques in Paris und der British National Association of Spiritualists in London.
W.: Theorie des 4-dimensionalen Raumes, Leipzig 1867; Wissenschaftliche Abhandlungen, 4 Bde. (1878 – 81); Vierte Dimension u. Okk., Lpz. 1922. Aus den ‚Wissenschaftlichen Abhandlungen‘ ausgew. u. hrsg. von Rudolf Tischner. Neuausg. Graz: Ed. Geheimes Wissen, 2008.
Lit.: Koerber, F.: Karl Friedrich Zöllner, 1899; Meinel, Christoph: K. Friedr. Zöllner u. die Wissenschaftskultur der Gründerzeit, Berlin 1991; Treitel, Corinna: A Science for the Soul – Occultism and the Genesis of the German Modern. Baltimore / London: Johns Hopkins University Press, 2004, S. 3 – 17.