Weyer (Wierus), Johannes (*1515 / 16 Grave in Nordbrabant; † 24.02.1588 Tecklenburg), protestant. Arzt, Schüler > Agrippas von Nettesheim. W. diente als Hauslehrer in der französ. Königsfamilie und hatte den Herzog von Jülich-Cleve-Berg, dessen Leibarzt er war, zum Schutzherrn. Nach dessen Erkrankung und Tod musste er jedoch den Hof verlassen; W. erklärte als einer der ersten Vorkämpfer (mit Bekker, Spee, Tanner, Thomasius) gegen den Hexenwahn, dass Hexen keine übernatürlichen Kräfte besäßen, vielmehr, vom Teufel verführt, der Melancholie verfallen seien und daher medizinischer Behandlung bedürften. Er wies die Vorstellung vom Hexensabbat zurück und verurteilte die Anwendung der Folter. Als Kind seiner Zeit war W. jedoch auch dämonengläubig, beschrieb Namen und Hierarchien der Dämonen und war der Ansicht, man könne diese durch magische Praktiken beschwören. Seine ideologischen Gegner waren J. > Bodin und M.A. > Delrio. W.s Werk De preaestigiis daemonum kam auf den Index der verbotenen Bücher, konnte sich aber dennoch durchsetzen.
W.: De praestigiis daemonum et incantationibus ac veneficiis. Basileae (bei Joannem Oporinum), 1563, Ndr. 1969 (dt.: Von den Blendwerken der Dämonen, von Zauberei u. Hexerei, 1586); De Lamiis (Über Hexen, 1577).
Lit.: Binz, Carl: Doctor Johann Weyer. Ein rheinischer Arzt, der erste Bekämpfer des Hexenwahns. Ein Beitrag zur Geschichte der Aufklärung und der Heilkunde, Bonn 1885, 21896, Ndr. Vaduz 1996; Schneider, Ulrich Friedrich: Das Werk ‚De praestigiis daemonum‘ von Johann Weyer und seine Auswirkungen auf die Bekämpfung des Hexenwahns. Diss., Bonn 1951; Klinkert, Renate S.: Von Besessenen, Melancholikern und Betrügern. Johann Weyers De praestigiis daemonum u. d. Unterscheidung d. Geister. In: Dämonische Besessenheit. Zur Interpretation eines kulturhist. Phänomens. Hrsg. von Hans de Waardt, Bielefeld 2005 (Hexenforschung; 9), S. 89 – 105.