Pappelsalbe

Vermutlich wurde nur einmal in der Geschichte der Hexenverfolgung von den Kommissaren tatsächlich eine Salbe gefunden, die auch die ihr zugeschriebene Wirkung erzielte. Als der Herzog von Lothringen 1545 schwer erkrankte, wurde eine Ehepaar verhaftet, das man bezichtigte, den Herzog verzaubert zu haben. Auf der „Folterbank“ gestanden die beiden ihre „Hexerei“. Bei einer anschließenden Hausdurchsuchung fand man einen Krug mit einer Salbe, deren Zusammensetzung der päpstliche Leibarzt André de Laguna (1499-1560) untersuchte. Er erkannte in der Salbe un cierto unguento verde como el del Populeon (eine bestimmte grüne Salbe wie die Pappelsalbe). Laguna hegte die Vermutung, dass diese Cicuta (Schierling), Solanum (Nachtschatten, vermutlich die Tollkirsche), Hioscyamus und Mandragora enthielt und erprobte sie sogleich an der Frau des Henkers, welche daraufhin für drei Tage in eine Art Koma oder Tiefschlaf fiel und sich dann beschwerte, als sie aus dem Schlaf mit süßen Träumen gerissen wurde. Dieser Vergleich der Hexensalbe mit der früher medizinisch oft verwendeten Pappelsalbe gilt als sehr aufschlussreich.
Für die P. wurden vor allem die europäische Schwarzpappel, aber auch amerikanische Arten benutzt.

Lit.: Müller-Ebeling, Claudia/Rätsch, Christian/Storl, Wolf-Dieter: Hexenmedizin: die Wiederentdeckung einer verbotenen Heilkunst schamanische Tradition in Europa. Aarau: AT Verlag, 2012.
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