Nāgārjuna

(Sanskr., ca. 2./3. Jh.), gilt als die erste historisch bedeutende Persönlichkeit im Kontext des Mahāyāna-Buddhismus.
Das zentrale Motiv hinter der Lehre von N., die den Grundstein für die „Schule des Mittleren Weges“ (Mādhyamaka) legte und der buddhistischen Philosophie zahlreiche Werke bescherte, war die Wiederherstellung der Lehre Buddhas, deren Kerngedanke nach N. durch die ausufernde Lehre in einigen Schulen des Hīnayāna Gefahr lief, aus dem Blickpunkt zu geraten. N. machte daher Gebrauch von einem besonderen Argumentationswerkzeug, dem sog. „Urteilsvierkant“ (atuṣkoṭi), um logische Widersprüche in den Postulaten seines philosophischen Umfeldes aufzuzeigen und aufzulösen. Das Ziel war, die buddhistische Lehre wieder als einen konsequenten Weg der Mitte begreifbar zu machen, der alle dem Erkenntnisprozess entgegenwirkenden Ansichten – besonders den „Ewigkeitsglauben“ (śāśvatavāda) und die „Vernichtungslehre“ (cchedavāda) – grundsätzlich ausschließt. Die detaillierte Ausarbeitung des Leerheitsbegriffes (śūnyatā) im direkten Zusammenhang mit dem „Entstehen in Abhängigkeit“ (pratītyasamutpāda) sowie die Weiterentwicklung der Lehre von den „Zwei Wahrheiten“ (satyadvaya) zählen zu den von N. geleisteten Beiträgen, die ihn vor allem in den Traditionen des Vajrayāna und des Zen zu einem der einflussreichen buddhistischen Denker indischer Herkunft nach Buddha machten.
Verifizierbare Daten zum Leben von N. liegen weitgehend im Dunkeln und seine Werke sind ausnahmslos in Sanskrit verfasst. Sein wichtigster Traktat sind, neben verschiedenen Abhandlungen philosophischer und teils ethischer Natur, die in 27 Kapitel unterteilten Mūlamādhyamakakārikā (Lehrstrophen über die grundlegenden Lehren des Mittleren Weges).

W. (Auswahl): Nagarjuna: Bodhicittavivarana: Erläuterung des Erleuchtungsgeistes. Tibetisch, Englisch (von Dr. Christian Lindtner) und Deutsch. Angkor Verlag, 2015.
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