Kammerer, Paul

(*17.08.1880 Wien; † 23.09.1926 Puchberg am Schneeberg, NÖ), Genetiker, Freimaurer, als Biologe ein überzeugter Lamarckist, denn er versuchte die Vererbbarkeit erworbener Eigenschaften in der Tierwelt zu beweisen, indem er gerichtete Mutationen als Triebkraft der Evolution annahm. Seine Versuchstiere gingen während des Ersten Weltkriegs zugrunde. Als eines seiner Präparate – das einzige überlebende Exemplar war eine Geburtshelferkröte – als Fälschung aufgedeckt wurde, erschoss sich K. Möglicherweise stammte dieser Betrug jedoch nicht von ihm selbst, sondern von einer anderen Person, wie A. Koestler zu beweisen versuchte. Von K. stammt das sog. Gesetz der Serie bzw. das Prinzip der Serialität, worunter ein räumliches Zusammentreffen oder eine zeitliche Wiederholung von bedeutungsmäßigen Ereignissen (Koinzidenzen) zu verstehen ist, die jedoch nicht kausal miteinander verbunden sind. Es erinnert gewissermaßen als ein semantischer Vorläufer an das Synchronizitätsprinzip nach C.G. Jung und Wolfgang Pauli, wonach zwei Ereignisse durch den Sinn, nicht aber durch Ursache und Wirkung verbunden sind.

W.: Allgemeine Biologie (1915); Geschlechtsbestimmung und Geschlechtsverwandlung (1918); Das Gesetz der Serie (1919).
Lit.: Koestler, Arthur: Der Krötenküsser. Der Fall des Biologen Paul Kammerer. Wien u.a.: Fritz Molden, 1972; Freund, René: Land der Träumer. Zwischen Größe und Größenwahn – verkannte Österreicher und ihre Utopien. Wien: Picus, 2. Aufl. 2000.
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