Julius Obsequens

Römischer Schriftsteller, vermutlich spätes 4. Jh. n. Chr.
Über sein Leben ist nur bekannt, dass er der Verfasser eines Liber de prodigiis (oder Liber prodigiorum) ist. Dieses „Buch der Vorzeichen“ bezieht sich auf den Zeitraum 190 v. Chr. bis 11 v. Chr. Aus dem Titel geht jedoch hervor, dass das Werk ursprünglich mit der Säkularfeier im Jahr 249 v. Chr. begann. In der vorliegenden Form handelt es sich um einen stark gekürzten und vereinfachten Auszug aus den Ab urbe condita. Libri I-V des Titus Livius, in dem jeweils Vorzeichen und korrespondierende historische Ereignisse gegenübergestellt werden.
In der Spätantike und im Mittelalter finden sich keine Spuren einer Nachwirkung des Werks. Die Editio princeps erschien 1508 in Venedig bei Aldus Manutius nach einem heute verloren gegangenen Manuskript. In der Renaissance war das Werk sehr populär, was zu einer großen Zahl von Ausgaben führte. Am bedeutendsten ist die des Basler Humanisten Conrad Lycosthenes aus dem Jahr 1552.
Die Prophezeiungen („Centuries“) des Nostradamus wurden von I. beeinflusst.

Lit.: Leberecht Schmidt, Peter: Iulius Obsequens und das Problem der Livius-Epitome. Ein Beitrag zur Geschichte der lateinischen Prodigienliteratur, in: Abhandlungen der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Klasse. Herausgegeben von der Akademie der Wissenschaften und der Literatur (Mainz). Wiesbaden, 1968, S. 155-235; ders.: Obsequens, in: Der Kleine Pauly (KlP), Bd. 4. Stuttgart, 1972, Sp. 225; Beyer, Jürgen: Obsequens, Julius, in: Enzyklopädie des Märchens. Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden Erzählforschung, Bd. 10. Berlin/New York, 2000-2002, Sp. 176-178; Engels, David: Das römische Vorzeichenwesen (753-27 v. Chr.). Quellen, Terminologie, Kommentar, historische Entwicklung. Stuttgart: Franz Steiner, 2007, S. 221-235; Hammerl, Michaela: Wunderzeichenbücher: Die Prodigienchroniken des 16. Jahrhunderts. Grenzgebiete der Wissenschaft 57 (2008) 1, 37-51.
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