Jordan, Ernst Pascual

(* 18.10.1902 Hannover; † 31.07.1980 Hamburg), theoretischer Physiker, Politiker.
J. studierte Mathematik, Physik und Zoologie an der Technischen Hochschule Hannover und ab 1923 an der Universität Göttingen, wo er 1924 bei Max Born promovierte. Danach arbeitete er mit Born, damals Direktor der Abteilung für Theoretische Physik, und dessen Assistenten Werner Heisenberg. Ihre bahnbrechenden Ergebnisse wurden 1925 in zwei Aufsätzen Zur Quantenmechanik veröffentlicht. 1935 wurde J. in Rostock auf den Lehrstuhl für Theoretische Physik berufen.
Ab 1939 arbeitete er als Meteorologe bei der Luftwaffe, danach in einem physikalischen Institut der Kriegsmarine. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs und der nationalsozialistischen Herrschaft verhinderte sein politisches Verhalten zunächst eine akademische Tätigkeit. Erst nach der Entnazifizierung 1947 erhielt er zunächst auf Empfehlung Wolfgang Paulis eine Gastprofessur in Hamburg. 1953 wurde er dort Ordentlicher Professor bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1971.
J. wirkte maßgeblich an der Entwicklung und mathematischen Formulierung der Quantenmechanik mit. Darüber hinaus begründeten seine Arbeiten die Quantenfeldtheorie. Seine Verwicklung in den Nationalsozialismus war vermutlich der Grund, warum er als einziger der Begründer der Quantenmechanik und der Quantenfeldtheorie keinen Nobelpreis erhielt.
Bei der Suche nach einer Erweiterung des quantenmechanischen Formalismus fand er eine mathematische Struktur, die seitdem als Jordan-Algebra bekannt ist.
In seinem Essay Die weltanschauliche Bedeutung der modernen Physik gelangt J. zur Erkenntnis, dass die materialistische Naturphilosophie im Widerspruch zu wissenschaftlichen Erkenntnissen stehe.
J. gehörte auch zu jener kleinen Gruppe von Physikern, welche die Entwicklung der Parapsychologie seit Jahrzehnten mit Interesse verfolgten. Bereits in seiner Veröffentlichung Positivistische Bemerkungen über die parapsychischen Erscheinungen (1936), die er in seiner Monographie Komplementarität und Verdrängung (1947) weiter ausführte, kam J. zum Schluss, dass die Parapsychologie die Physik als Erklärungsgrundlage aufgeben müsse.
Sein Erklärungsmodell beruht auf einer weitreichenden Analogie zwischen dem Komplementaritätsprinzip der Quantenphysik (Welle-Teilchen-Dualismus) und dem Gegensatzpaar „bewusst-unbewusst“ der Tiefenpsychologie Freudscher Prägung.

W. (Auswahl): Schöpfung und Geheimnis. Antworten aus naturwissenschaftlicher Sicht. Oldenburg u.a.: Stalling Verlag, 1970; Die weltanschauliche Bedeutung der modernen Physik. München: Klinger, 1971.
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