Jiva

(Sanskr. jīva, Leben) oder Jivatman, nach indischer Philosophie das individuelle Selbst oder die Seele. J. bezeichnet den Atman, der dem physischen und feinstofflichen Körper Leben verleiht. J. ist das ewige, wahre Wesen des Individuums, das nicht geboren wird und keine Evolution durchläuft. Sein Verhältnis zu Gott und der Welt beschreiben wird von den einzelnen philosophischen Schulen allerdings unterschiedlich beschrieben:

Nach Advaita-Vedanta des Shankara ist J. mit Gott identisch. Nichtwissen, Begierde, Karma usw. hindern den Menschen jedoch daran, dies zu erkennen.
Nach Ramanujas Lehre, die als Vishishtadvaita (qualifizierter Monismus) bezeichnet wird, besitzt Gott die Einzelseelen (Jivatman) und die Natur als Qualitäten (Vishesha). Sie sind also wirklich, aber ohne unabhängiges Sein.
Nach der Lehre des Madhva, als Dvaita-Vedanta (Dualismus) bezeichnet, wirken im Weltgeschehen drei ewige Seinsweisen zusammen:
1. der allgegenwärtige Gott (Paramatman),
2. die unendliche Vielheit der Einzelseelen (Jiva) und
3. die Natur (Prakriti), aus der sich in der Evolution alles Unbeseelte entwickelt.

Lit.: Von Glasenapp, Helmuth: Die Philosophie der Inder: eine Einführung in ihre Geschichte und ihre Lehren. Stuttgart: Kröner, 41985.
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