Jacques de Molay

Auch Jacob de Molay und Jacobus von Molay (* zwischen 1240 und 1250 in Molay, heutiges Département Haute-Saône in der Freigrafschaft Burgund (Franche-Comté); † 11. oder 18. März 1314 Paris), dreiundzwanzigster und letzter Großmeister des Templerordens.
In seine Zeit als Großmeister fällt die Zerschlagung des Templerordens durch König Philipp IV. von Frankreich und die offizielle Auflösung des Ordens durch Papst Clemens V. beim Konzil von Vienne (1312). Zwei Jahre später wurde Jacques de Molay zusammen mit Geoffroy de Charnay auf dem Scheiterhaufen hingerichtet.
J. wurde 1265 in den Templerorden aufgenommen. Später gab er an, als junger Ritter unter dem Großmeister Guillaume de Beaujeu im Orient gewesen zu sein.
Im September 1291, nach dem Fall von Akkon und damit dem Ende der Kreuzfahrerstaaten, nahm er am Generalkapitel des Ordens in Zypern teil und wurde als Nachfolger von Pierre de Sevry, der in Akkon gefallen war, zum Marschall des Ordens gewählt. 1292 starb der Großmeister Thibaud Gaudin und J. wurde daraufhin zum Großmeister des Ordens gewählt. Dies muss vor dem 20. April 1292 gewesen gewesen sein, denn ein Brief an den Meister der Provinz Aragón mit diesem Datum, den J. als Großmeister unterzeichnet hat, liegt im Archivo General de la Corona de Aragón in Barcelona vor.
Zwischen dem französischen König Philipp IV. und J. kam es jedoch zu Verstimmungen, weil der Schatzmeister des Ordens auch Schatzmeister des Königs war, zumal die Templer die Staatsfinanzen in Frankreich verwalteten. Der Schatzmeister des Ordens hatte an Philipp IV. ohne Zustimmung des Großmeisters eine enorme Summe Geld verliehen. Dazu kam noch, dass sich Philipp IV. gute Chancen ausrechnete, zum Großmeister eines vereinigten Ordens aufzusteigen.
Am 24. August 1307 informierte Papst Clemens V. den König über die Einleitung von Untersuchungen gegen den Templerorden. Da zog Philipp rechtswidrig die Untersuchungen an sich, woraufhin sich im September Gilles I. Aycelin de Montaigut, der Erzbischof von Narbonne, aus Protest gegen die Verletzung des Kirchenrechts, von seinem Amt als Kanzler des Königs zurückzog. Sein Nachfolger wurde Guillaume de Nogaret, ein Vertrauter des französischen Königs, der bereits 1305 Ermittlungen gegen die Templer eingeleitet hatte, um belastendes Material zu sammeln. Dieses sollte in erster Linie dazu dienen, den Papst, dem der Templerorden unterstand, zu erpressen.
Am Freitag, den 13. Oktober 1307, wurden auf Befehl des Königs Templer verhaftet. Unter den Festgenommenen in der Pariser Templerburg (dem „Temple“) war auch der Großmeister Jacques de Molay.
Am 24. Oktober wurde J. zum ersten Mal von den Inquisitoren vernommen. Philipp IV. forderte die Herrscher in Europa auf, gegen die Templer vorzugehen, sein Aufruf blieb aber zunächst folgenlos. Erst als der Papst die Verhaftung der Templer in der Bulle Pastoralis praeeminentiae vom 22. November 1307 anordnete, wurden die Templer auch in England, Zypern, Italien und Aragon festgesetzt, besonders aber in Frankreich. Der Papst versuchte, die Überstellung der verhafteten Templer in die Obhut der Kirche zu erreichen, was von Nogaret mit allen Mitteln hintertrieben wurde.
Der König drängte den Papst, nun auch die Aufhebung des Templerordens zu verfügen, aber dieser wollte sich selbst ein Bild machen. Er sandte zwei Kardinäle zu J. Erst als der Papst dem König die Exkommunikation androhte, wurden diese zu J. vorgelassen. J. widerrief sein Geständnis und beklagte sich über die schlechte Behandlung. Er verließ sich fortan auf die Unterstützung des Papstes, da er davon überzeugt war, dass dem Orden keinerlei häretische Verfehlungen vorzuwerfen waren. Dem Papst wurden jedoch sorgfältig ausgewählte Gefangene zur Weiterführung der Untersuchungen nach Poitiers überstellt.
Am 26. November 1309 wurde J. der päpstlichen Untersuchungskommission in Paris vorgeführt. Er verweigerte weitere Aussagen und verlangte, sich und den Orden vor dem Papst persönlich zu verteidigen. Doch eine Begegnung zwischen dem Papst und J. fand nicht mehr statt.
Am 12. Mai 1310 wurden 54 Templer in Paris verbrannt. Damit wurde der langsam aufkeimende Widerstand der Templer in den Verfahren endgültig gebrochen.
Am 22. März 1312 erklärte der Papst den Templerorden auf dem Konzil von Vienne für aufgelöst. Ein von der Historikerin Barbara Frale im Geheimarchiv des Vatikans aufgefundenes Handschreiben Papst Clemens’ aus jener Zeit belegt, dass dieser von der Schuld des Ordens nicht überzeugt war. Als er die Aufhebung des Ordens verfügte, tat er dies nicht wegen nachgewiesener Verfehlungen, sondern weil der Ruf des Ordens so stark beschädigt worden war, dass man an eine Wiedererrichtung nicht mehr zu denken wagte.
Als der Papst dann eine Kommission zur Verurteilung der verbliebenen Ordensoberen einsetzte, waren diese bereits seit rund vier Jahren in der Burg Gisors inhaftiert. Neben J. waren dies der Meister der Normandie, Geoffroy de Charnay, sowie Hugues de Pairaud und Geoffroy de Gonneville. Die drei vom Papst eingesetzten Kardinäle, Nicolas Caignet de Fréauville, Arnaud d’Auch und Arnaud Novelli, traten im März 1314 in Paris zusammen. Am 18. März 1314 wurde auf dem Platz vor der Kirche Notre Dame öffentlich das Urteil verkündet, das auf lebenslange Haft lautete. Als J. und G. de Charnay das Urteil vernahmen, fühlten sie sich vom Papst verraten. Sie protestierten heftig und widerriefen alle ihre früheren Geständnisse. Die beiden anderen schwiegen. Während sich die päpstliche Gerichtskommission zu einer weiteren Beratung zurückzog, beschloss Philipp, der bei der Urteilsverkündung nicht anwesend war, die sofortige Hinrichtung von Jacques de Molay und Geoffroy de Charnay ein neuerlicher Rechtsbruch des Königs, da er, ohne das Urteil der Kirche abzuwarten, handelte. Am Abend desselben Tages wurden Jacques de Molay und Geoffroy de Charnay auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Auf den Ort der Hinrichtung weist heute an der Westseite des Pont Neuf auf der Île de la Cité in Paris eine kleine Gedenktafel hin.

Lit.: Wolf, Dieter H.: Internationales Templerlexikon. Innsbruck: Studie Verlag, 2003; Frale, Barbara: I templari. Bologna: Il Mulino, 2004; Demurger, Alain: Der letzte Templer. Leben und Sterben des Großmeisters Jacques de Molay. München: Thalia, 2004; Frale, Barbara: The Chinon Chart. Papal absolution to the last Templar, Master Jacques de Molay. Journal of Medieval History 30 (2004).
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