Hamann, Johann Georg

(* 27.08.1730 Königsberg; † 21.06.1788 Münster), deutscher Philosoph und Schriftsteller, der durch ein christliches Erweckungserlebnis entscheidend geprägt wurde.
Zunächst von verschiedenen Privatlehrern unterrichtet, begann H. 1746 an der Königlichen Albertus-Universität Königsberg Theologie zu studieren, wechselte dann zur Rechtswissenschaft, beschäftigte sich aber vornehmlich mit Sprachen, Literatur, Philosophie sowie Naturwissenschaften und erwarb so eine enzyklopädische Gelehrsamkeit. Die Universität verließ er allerdings 1752 ohne Abschluss.
H. war von Giordano Bruno, Gottfried Wilhelm Leibniz, Baruch de Spinoza und dem Neuplatonismus beeinflusst. Mit Immanuel Kant pflegte er eine Freundschaft.
Nach seinem christlichen Erweckungserlebnis kam es zu Spannungen mit dem Berensschen Kreis (H. war ein Vertrauter des Kaufmanns J.Ch. Berens vom Handelshaus Berens in Riga), wogegen sich H. in seinen Sokratischen Denkwürdigkeiten rechtfertigte. Für ihn offenbart sich in den Büchern der Natur und der Geschichte die Poesie Gottes, wobei er die Wirklichkeit als eine Einheit von Entgegengesetztem versteht. Die coincidentia oppositorum, das Zusammentreffen der Gegensätze, ist für ihn ein faszinierender Gedanke. In Anspielung auf seine Schrift Die Magie aus dem Morgenlande (1760) wurde er „Magus des Nordens“ genannt.
H. gilt als ein Wegbereiter des Sturm und Drang, als dessen Prophet er bezeichnet wurde, und der Romantik. Er beeinflusste Herder, Jacobi und Goethe, der ihn einen der hellsten Köpfe seiner Zeit nannte, ebenso wie Hegel, Schelling und Ernst von Lasaulx. Søren Kierkegaard befasste sich eingehend mit seinen Schriften.
Die biblischen Offenbarungen waren für H. die Grundlage zur Einheit des trinitarischen Gottes mit der Weltwirklichkeit.

W.: Hamann’s Schriften. 8 Bde. Hrsg. von Friedrich von Roth. Berlin: Reimer, 1821-1843.
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