Geisterwege

Angeblich archäologische Todesrouten Europas, Überreste alter Pfade und Wege, die als „Leichenwege“ galten. Es handelt sich dabei vorwiegend um mittelalterliche Anlagen, die es den Menschen aus entlegeneren Ortschaften ermöglichten, ihre Toten zu Kirchen mit pfarramtlichen Beerdigungsrechten zu transportieren.
Diese Wege kreuzten nicht nur die physikalische Landschaft, sondern waren vom Volksglauben her auch mit Geisterschilderungen verbunden, weshalb sie nachts von den Menschen gemieden wurden.
In Irland und anderen keltischen Ländern sprach man z.B. von sog. Feenpfaden, die, wenngleich nur gedanklich verankert, im Verständnis der Landbevölkerung eine dermaßen starke geografische Realität annahmen, dass die Baupraxis vielerorts entsprechend angepasst wurde. Zu den auffallend gerade verlaufenden Wegen zählten die niederländischen Doodwegen und Spokenwegen, die heute vielfach als Wanderwege genutzt werden.
Es herrschte zudem eine allgemeine Kenntnis darüber, wie die Toten über die Leichenwege zu befördern seien, um zu verhindern, dass die Geister auf denselben Wegen zurückkehrten, um den Lebenden zu erscheinen.

Lit.: Mayer, Gerhard/Schetsche, Michael/Schmied-Knittel, Ina/Vaitl, Dieter: An den Grenzen der Erkenntnis. Handbuch wissenschaftlicher Anomalistik. Stuttgart: Schattauer, 2015.
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