Geber

Mittelalterlicher Autor alchemischer Texte, der lange mit dem arabischen Alchemisten Jabir ibn Hayyan gleichgesetzt wurde. Sein Hauptwerk Summa perfectionis magisterii (Die höchste Vollendung des Meisterwerks) wurde vermutlich gegen Ende des 13. Jhs. auf Latein verfasst. Als Urheber wird ein italienischer Franziskaner namens Paulus von Taranto diskutiert. In den gedruckten Ausgaben wird die „Summa“ häufig durch folgende vier Texte ergänzt: „De investigatione perfectionis“, „De inventione perfectionis“, „De fornacibus construendis“ und „Testamentum“, die jedoch allesamt nicht vom Autor der „Summa“ stammen.
Wie ihre arabischen Vorbilder kennt auch die „Summa“ die Mineralsäure noch nicht, bietet aber die erste klare Formulierung der Nur-Mercurius-Lehre, der zufolge Quecksilber die eigentliche Basis der Metalle darstelle und der Schwefel lediglich eine Verunreinigung bilde. Zudem enthält die „Summa“ auch die grundlegend neue Lehre von den drei Ordnungen der Transmutationsmittel.
Die Vorstellung feiner und grober Materieteilchen dient G. zur Erläuterung einer Reihe chemischer Arbeitsmethoden wie Sublimation, Destillation, Calcination, Cupellation und Cementation. Damit erklärt er auch die allmähliche Entstehung von Erzen und Mineralien im Erdinnern. Diese Lehre erwies sich als höchst bedeutsam für die Entwicklung der Naturwissenschaften.
Der Schluss der „Summa“ zeigt dann, dass G. die Alchemie nicht als Goldmacherei, sondern als eine Art „Gottesdienst“ begriff. Für ihn scheint der erfolgreiche alchemische Prozess eine Art Bestätigung der Gnade Gottes zu sein, die in die Natur des Menschen hineinwirkt.

Lit.: Darmstaedter, Ernst: Die Alchemie des Geber, übers. u. erkl. Berlin ,1922 (anhand der Geber-Ausgabe von Johannes Petreius, Nürnberg 1541); Priesner, Claus/Figala, Karin (Hrsg.): Alchemie: Lexikon einer hermetischen Wissenschaft. München: C.H. Beck, 1998.
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