Fürstenalchemie

Seinen Höhepunkt erreichte das Interesse des Adels an der Alchemie im 16. und 17. Jh., während es im 18./19. Jh. (gleichzeitig mit der Macht des Adels) zurückging. Sowohl „theoretische“ als auch praktizierende Alchemisten fanden jedoch schon im Mittelalter adelige Gönner, was sich am Beispiel des Michael Scotus (ca. 1180 bis ca. 1235), Übersetzer bedeutender arabischer alchemistischer Texte und Hofastrologe Kaiser Friedrichs II. (1194-1250), zeigt.
Im 14. und 15. Jh. erließen sowohl geistliche als auch weltliche Herren Verbote gegen die Alchemie, wenn auch meist aus Angst vor Fälschungen von Edelmetall oder geprägtem Gold. Das Interesse an alchemistischen Aktivitäten blieb jedoch ungebrochen, wobei die fürstlichen Herren nicht nur Alchemisten beschäftigten, sondern auch selbst experimentierten. So wurde Markgraf Johann von Sagan (um 1437) „der Alchemist“ genannt, und Barbara von Cilli ( 1451), die Gemahlin Kaiser Sigismunds, galt als Adeptin.
Das Anwachsen des Hofstaates im 16. Jh. bescherte auch den alchemistischen Experimenten an den europäischen Höfen und vor allem im Kaiserreich einen gewaltigen Aufschwung. Der Alchemie wurden neben materiellen auch metaphysische Aspekte, etwa ein Verständnis der Natur sowie göttliche Weisheit zugeschrieben. Man hoffte dadurch sogar die Spaltung der europäischen Christenheit zu überwinden. Ähnlich dachten auch die Begründer des Rosenkreuzertums.
Mit dem Ende des 30-jährigen Krieges verlor die Alchemie jedoch zunehmend ihre religiös-metaphysischen Bezüge.

Lit.: Priesner, Claus/Figala, Karin: Alchemie (Hrsg.): Lexikon einer hermetischen Wissenschaft. München: Beck, 1998.

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