(Lat. pietas), bezeichnet eine tief im Glauben verwurzelte Einstellung, die sich in einer entsprechenden Lebensgestaltung im Sinne der Lehren und Kulte einer bestimmten Religion äußert. Im Christentum werden die Begriffe F. und Spiritualität zuweilen synonym verwendet.
Wenn es sich um eine rein im Volk verwurzelte Frömmigkeitsform handelt, ist die Rede von Volksfrömmigkeit; wo sie nur vorgegeben oder übertrieben ist, spricht man abwertend auch von „Frömmelei“, „Scheinheiligkeit“ oder Bigotterie.
Der seit dem 8. Jh. bezeugte Ausdruck F. leitet sich von ahd. fruma, froma (Nutzen, Vorteil; mhd. vrum, vrom) ab.
Frum ist etymologisch bis ins Indogermanische mit entsprechenden Begriffen zu verbinden, vor allem mit griech. eusébeia und lat. pius und somit mit dem Hervorstehenden, Ratgeber und Tüchtigen (vgl. arete).
Ab dem 17. Jh. wurde F. hauptsächlich im Zusammenhang mit der Ehrfurcht vor dem Göttlichen gebraucht. Die Variationsbreite reicht dabei von mystisch-kontemplativen Formen bis zur bewussten Hinwendung zum Glauben und dessen aktiver Praktizierung bis hin zur immanent-religionslosen Welt-Frömmigkeit des atheistisch-sozialistischen Humanismus.
Das Phänomen F. findet sich in jeder Religion, wobei zwischen mystischer und expressiver F. unterschieden werden kann.
In Judentum macht im Tanach die Gottesfurcht den Kern der F. aus.
Im Neuen Testament gibt es viele Belege dafür, dass Christus sich ausdrücklich gegen eine rein äußerliche Gesetzesfrömmigkeit aussprach, dafür aber von der „Einwohnung des Dreifaltigen Gottes“ spricht: “… wir werden kommen und bei ihm wohnen“ (Joh 14, 23), was als Gnade zu verstehen ist.
Seit der Aufklärung wurde, vorwiegend im Protestantismus, zunehmend die „Innerlichkeit“ betont. Sie lebt aus dem Glauben des Einzelnen, der seine Frömmigkeit auch im „stillen Kämmerlein“ praktizieren könne, was im 18. Jh. zur großen Bewegung des Pietismus führte, der von einer ganz persönlichen, privaten F. geprägt war, aber nicht so sehr von der Gnade Gottes wie in der Mystik.
Die F. der einzelnen Gläubigen kann also sehr unterschiedlich sein, je nach dem Grad der Betonung von Innen- und Außenraum, immer jedoch mit Bezug auf Gott.
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