Fretel, Jeanne

Geb. am 25. Mai 1914 in Rennes (Frankreich) und am 8. Oktober 1948 im Alter von 34 Jahren in Lourdes geheilt.
F. litt ab 1938 an Bauchfelltuberkulose und verbrachte ihr Leben bis 1946 größtenteils in verschiedenen Behandlungszentren und Krankenhäusern, wobei sie siebenmal operiert wurde. Nach einer Blinddarmoperation und der Entfernung einer Eierstockzyste mit Verwachsungen folgten bis 1944 vier Eingriffe zur Schließung einer Kotfistel. Das Jahr 1945 verlief, abgesehen von zwei Windrosen, relativ zufriedenstellend, bis sie im November neuerlich in das Krankenhaus von Rennes eingeliefert wurde. Von 1946 an verschlechterte sich ihr Allgemeinzustand in besorgniserregender Weise. Sie war abgemagert und konnte nicht mehr aufstehen. Zur Linderung der Schmerzen erhielt sie täglich Morphium in starken Dosen. Im April 1948 versuchte man im Spital mit dem neuen Medikament Streptomycin eine Besserung herbeizuführen. Dieses wurde über einen Zeitraum von 45 Tagen verabreicht, jedoch ohne Erfolg. Die Unterleibschmerzen zwangen Jeanne fast zur Bewegungslosigkeit. Die Ärzte bezeichneten die Situation als aussichtslos. So setzte man alle Hoffnungen auf eine Heilung in Lourdes. Die Abfahrt des Rosenkranzpilgerzuges von Rennes nach Lourdes am 4. Oktober 1948 nahm die bewusstlose Patientin nicht mehr wahr. Am 5. Oktober 1948 kam sie als Sterbende in Lourdes an. Zwei überaus schwierige Tage mit ständigem Erbrechen und Fieber vergingen, ohne dass eine Besserung eintrat. Am dritten Tag, dem 8. Oktober, verspürte sie dann nach der Kommunion bei einer Messe für Kranke am Altar der hl. Bernadette und gleich anschließend vor der Grotte die ersten Zeichen ihrer Heilung; ihr Bauch war wieder normal, das Fieber und die Schmerzen verschwunden, sie hatte wieder Appetit. Jeanne blieb zwar im Spital, konnte aber aufstehen, umhergehen und mit Heißhunger essen.
Am darauffolgenden Tag wurde sie zum Ärztebüro geführt, wo man das völlige Verschwinden sämtlicher Krankheitssymptome feststellte. Jeanne wog 44 kg. Für das folgende Jahr wurde sie erneut vorgeladen. Nach ihrer Rückkehr in das Spital von Rennes schrieb Dr. Pelle in seinem Bericht, dass das Fieber verschwunden und eine Behandlung zur Morphiumentgiftung unnötig sei; dass Jeanne rasch 14 kg zugenommen habe und sich von der schweren Krankheit erstaunlich gut erholte. Sie konnte ihre anstrengende Arbeit als Krankenschwester gleich wieder aufnehmen, stand jeden Tag um 5.30 Uhr auf und ging um 11.00 Uhr abends zu Bett. Ein Jahr nach der Heilung, am 5. Oktober 1949, erschien Jeanne im Ärztebüro von Lourdes zur zweiten Untersuchung, die zwei Stunden dauerte. Im Beschluss, der von allen anwesenden Ärzten unterschrieben wurde, heißt es, dass alle Krankheitssymptome verschwunden waren und dass es für die Heilung keine medizinische Erklärung gab. Ferner wurde festgehalten, dass der Akt an das Nationale Ärztekomitee nach Paris weiterzuleiten sei. Dieses erklärte bei der Sitzung vom 12. März 1950, dass die Heilung aus vielerlei Gründen völlig unerklärlich sei und empfahl die Weiterleitung an das Ordinariat von Rennes.
Medizinisches Gutachten:
Diagnose: Bauchfelltuberkulose.
Prognose: Keine Aussicht auf Heilung und Lebensgefahr (infaust quoad valetudinem et vitam).
Therapie: Unwirksam.
Art der Heilung: Plötzlich, vollständig und dauerhaft, medizinisch nicht erklärbar.
Kirchliche Approbation:
Am 20. November 1950 wurde die Heilung von Jeanne Fretel nach positiver Beurteilung durch die kanonische Kommission von Kardinal-Erzbischof Roques von Rennes als Wunder anerkannt.

Lit.: Resch, Andreas: Die Wunder von Lourdes (Reihe R; 5). Innsbruck: Resch, 22015.
Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.