Frazer, Sir James George

(* 01.01.1854 Glasgow; † 07.05.1941 Cambridge), Jurist, Anthropologe, Ethnologe, lehrte ab 1879 in Cambridge.
In seinem Hauptwerk The Golden Bough (1890; dt.: Der goldene Zweig) versucht F. eine Synthese magisch-religiöser Praktiken der Menschheitsgeschichte. Seine zentrale These ist, dass die Menschheit eine Evolution von magischer Manipulation zu wissenschaftlicher Erkenntnis durchlaufe. Religion, die Hinwendung zu transzendenten Gottheiten, sei dabei ein Zwischenstadium und zeuge letztlich von einer durch die modernen Wissenschaften überholten Einstellung zur Welt. Dieser evolutionäre Ansatz hatte enormen Einfluss auf Generationen von Ethnologen, Psychologen, Historikern und Literaturwissenschaftlern.
Seine Auffassung über die Entwicklungsgeschichte der Mythen usw. ist heute zwar weitgehend überholt, doch wirkt das Werk weiter als ein Monument viktorianischer Religionswissenschaft.
Von F. stammen auch die Bezeichnungen „Sympathiemagie“ und „Entsprechungsmagie“. Er vertrat die Ansicht, dass sich aufgrund der magischen Sympathie zwischen entfernten Gegenständen oder Lebewesen Gleiches auf Gleiches auswirke. Der rituelle Nachahmungsakt konstituiere somit eine Ursache-Wirkung-Relation.

W.: The Golden Bough, 1890 (dt.: Der goldene Zweig). Leipzig, 1928; Frankfurt ,1977; Mensch, Gott und Unsterblichkeit (1932).
Lit.: Downie, R. Angus: Frazer and the Golden Bough. London, 1970.
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