Faria, José Custódio de

Bekannt unter dem Namen Abbé Faria (* 30.05.1756 Candolim, Bardez, Goa, Indien; † 20.09.1819 Paris), portugiesischer Priester, Hypnotiseur, gilt als einer der Begründer der Dynamischen Psychiatrie.
Neben Franz Anton Mesmer und dem Marquis de Puysegur war F. einer der bedeutendsten Hypnotiseure bzw. Magnetiseure in der Geschichte dieser Disziplin. Wenn auch heute völlig vergessen, werden viele seiner Entdeckungen in der Hypnose immer noch angewendet.
1771 kam F. zusammen mit seinem Vater erstmals nach Europa, nach Lissabon, wo er bis 1772 blieb. Danach ging er nach Rom, um dort am „Collegio de Propaganda Fidei“ seinen Theologischen Doktor zu verteidigen und seine Studien abzuschließen. Als Priester kehrte er nach Lissabon zurück und blieb dort bis 1788. Noch im gleichen Jahr ging er nach Paris. wo er eine langjährige Freundschaft mit dem Hypnotiseur Marquis de Puysegur pflegte. Zwischen 1802 und 1811 führte er in Paris Hypnose-Experimente und Heilungen durch. Von 1811 bis 1812 wirkte er als Professor für Philosophie an einer Akademie in Marseille und wurde anschließend nach Nîmes strafversetzt, wo man ihm die therapeutische Tätigkeit durch die Polizei untersagte. 1813 kehrte er nach Paris zurück, wo er bis zu seinem Tod lebte und regelmäßig Vorträge zum Thema Mesmerismus und Hypnose hielt.
F. war der Erste, der eine Verbindung zwischen Hypnose und Suggestion feststellte. Er soll den Personen nach Fixierung seiner Handfläche stets nur zugerufen haben: „Schlafen Sie!“, und dann seien diese in Trance gefallen. Den Hypnotiseur nannte er erstmals Concentrateur, den Hypnotisierten Concentré und den Zustand Concentration. F. war vermutlich auch der Erste, der mit der sog. „Posthypnotischen Suggestion“ arbeitete. Sich selbst bezeichnete er als Brahmanen (sanskr.: Besitzer heiligen Wissens, oberster Priester des Hinduismus). Aufgrund seiner indischen Herkunft befasste er sich auch mit der indischen Mystik und Mythologie und ließ manches davon in seine Wissenschaft und Experimente einfließen.
Abbé Faria starb am 20. September 1819 in Paris. 1945 wurde für ihn im damals noch portugiesischen Goa ein Denkmal errichtet.
Sein Leben und seine Arbeit fanden nicht zuletzt auch Erwähnung in der Literatur.

W.: De la cause sommeil lucide, ou estude de la nature de la homme. Band I. 1819.
Lit.: Delgado, D.G.: Memoire sur la vie de l’Abbé Faria. Paris, 1906.
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