Fadenkreuz

Tibet. mdos, Werkzeug, das bei den magischen Riten der Tibetischen Religionen verwendet wird, vor allem um negative Einflüsse von einer Gemeinschaft oder einer Person abzuwenden. Die einfachste Form besteht aus zwei Stöcken, die in Kreuzform mit Fäden aus fünf Farben zusammengebunden sind, welche so auslaufen, dass das Ganze an ein Spinnengewebe erinnert. Das F. kann sich in Riten der Erschaffung vom Guten (etwa zum Schutz von Reisenden), häufiger jedoch in Riten der Vertreibung des Bösen (Hilfe für jemanden, der von Dämonen geplagt wird) als vorübergehender Wohnsitz für eine Gottheit eignen. Bilder, Haare, Speichel usw. der betroffenen Person werden innerhalb des Fadenkreuzes im Sinne einer Opfergabe (Torma) platziert und die Dämonen so in das Fadenkreuz gelockt, um die Bilder als einen Ersatz oder einen Sündenbock für diese Person anzunehmen. Wenn erreicht ist, dass das Fadenkreuz die Dämonen enthält, wird es außerhalb der Gemeinschaft gebracht, um aufgegeben oder zerstört zu werden, während innerhalb der Gemeinschaft Reinigungsriten die Wiederkehr der Dämonen verhindern.
Diese Art von Fadenkreuzen soll es auch in vielen anderen Ländern gegeben haben.

Lit.: John Bowker [Hrsg.]: Das Oxford Lexikon der Weltreligionen. Darmstadt: Wissenschaftl. Buchges., 1999.
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