Fabre, Pierre-Jean

* 1588 Castelnaudary/Frankr.; † 1658 ebd., Arzt und Alchemist. F. studierte Medizin in Montpellier, wo er mit den Lehren von Paracelsus in Kontakt kam, die damals in Frankreich sehr umstritten waren. Besonders interessierte er sich für die Verwendung von Antimon als Arznei. Ab 1615 praktizierte F. als Arzt in Castelnaudary und behandelte bei einem Aufenthalt auch König Ludwig XIII. Ab 1624 erschienen von ihm Bücher über Alchemie in Toulouse, wo er als Pestarzt bekannt wurde. 1629 veröffentlichte er Bücher über die Pest, die im 17. Jh. auch den Südwesten Frankreichs heimsuchte. Sie wurden noch 1720 nachgedruckt.
Sein 1632 erschienenes Hauptwerk, LAlchemiste chrétien (Der christliche Alchemist) ist dem Papst gewidmet und versucht, christliche Lehre und Mystik mit Alchemie zu verbinden. F. sieht Entsprechungen von chemischen Operationen und christlichen Sakramenten. So würden Kalzination der Reue, Feuer und Wasser der Taufe und der Stein der Weisen dem Abendmahlssakrament entsprechen. Alchemisten sind für ihn wie Priester, der Geist des Quecksilbers wie die Engel, die Erde wie die Jungfrau Maria, und die lebenserhaltenden Eigenschaften von Salzen werden mit Christus in Zusammenhang gebracht. In diesem Werk berichtet F. auch über seine erste Transmutation 1627 und zieht die Skulpturen der Kathedrale von Saint-Sernin in Toulouse zur Interpretation heran, in der die Steinmetze ihr esoterisches Wissen dargestellt hätten. 1634 veröffentlichte er ein Buch, in dem alchemistische Prozesse (Herstellung des Steins der Weisen) über die Aufgaben des Herkules aus der Mythologie interpretiert werden. Bei seinen Werken Panchymicus von 1646 und Manuscriptum ad Fridericum von 1653 handelt es sich um alchemistische Enzyklopädien, die auf dem Studium der klassischen alchemistischen Werke, etwa denen von Geber bzw. Pseudo-Geber, Arnald von Villanova und Bernard von Trevisan, aufbauen. Sein Abrégé des secrets chymiques von 1636 ist Gaston, dem Herzog von Orleans und Bruder des Königs, gewidmet, den er, wie er in seinem Buch festhält, in Antwerpen und Toulouse traf. F. scheint nicht nur über Frankreich hinaus Europa bereist zu haben, sondern empfing Alchemisten auch in seinem Heimatort. Sein Abrégé ist gleichzeitig eines seiner wenigen französischen Werke, ansonsten veröffentlichte er in Latein. Die Alchemie beschreibt er als einheitliche, grundlegende Naturwissenschaft.

W. (Auswahl): Alchymista christianus, Toulouse: Bosc, 1632; L’Abrégé des secrets chymiques, où l’on voit la nature des animaux, végétaux et minéraux entièrement découverts, avec les vertus et propriétés des principes qui composent et conservent leur être; et un traité de la médecine générale. Paris: Pierre Billaine, 1636; Hydrographum spagyricum. Toulouse: Bosc, 1639; Sapientia Universalis quatuor libris comprehensa. Videlicet 1. Quid sit sapientia, & de modiis ad eam perveniendi, 2. De cognitione hominis, 3. De medentis morbis hominum, 4. De Meliorandis metallis. Toulouse: Bosc, 1654.
Lit.: Biedermann, Hans: Handlexikon der magischen Künste: von der Spätantike bis zum 19. Jahrhundert. Graz: Akadem. Druck- u. Verlagsanstalt, 1973; Priesner, Claus/Figala, Karin (Hrsg.): Alchemie: Lexikon einer hermetischen Wissenschaft. München: Beck, 1998.
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