Evagrius Ponticus

(* 345 Ebora/Proviz Pontus, Kleinasien; 01.01.399), Sohn eines Regionalbischofs, nach seinen Studien scheint er Mönch in der Stiftung von Basilius dem Großen geworden zu sein. Nach dessen Tod (379) zog E. nach Konstantinopel, wo ihn Gregor von Nazianz zum Erzdiakon weihte. 385 wurde er Mönch in Ägypten. Sein Meister im Gebet wurde Markarius der Ägypter. Aufgrund seiner strengen Askese untergrub er seine Gesundheit und starb vorzeitig.
Als Philosoph, Theologe, Mönch und Mystiker verfasste E. vornehmlich Werke in aphoristischer Form (kurze, kernhafte Aussagen) von denen Kephalia gnostica (Aussprüche über die Kenntnis) und Antirrheticos (Das Buch der Widerlegungen) die wichtigsten sind.
Auf dem Konzil von Konstantinopel 553 wurden seine Werke verurteilt und daher vernichtet. In seinem Buch Tractatus practicus vertrat E. die Meinung, dass der Luftraum von unzähligen Dämonen bevölkert sei. Diese seien so klein, dass sie in den menschlichen Körper eindringen könnten, um durch Trugbilder und Ängste eine Verwirrung des Geistes herbeizuführen. Ferner stellte er einen Katalog von acht Todsünden auf.
Erhalten ist von seinen Werken, was ins Syrische übersetzt war und was unter den Namen unbescholtener Autoren überliefert wurde. So blieb E. bis 1900 nahezu unbekannt. Heute wird er als bedeutender Systematiker der Mystik im frühen Christentum angesehen, der im Osten großen Einfluss hatte.

W.: Die große Widerrede = Antirrhetikos. Münsterschwarzach: Vier-Türme-Verl., 2012; Briefe aus der Wüste. Beuron: Beuroner Kunstverl., 2013; Über das Gebet = Tractatus de oratione. Münsterschwarzach: Vier-Türme-Verlag, 2017.
Lit.: Rahner, K.: Die geistliche Lehre des E. Ponticus, in: ZAM 1933, b21-38; Bunge, Gabriel: Das Geistgebet. Studien zum Traktat „De oratione“ des Evagrios Pontikos. Köln: Luthe-Verl., 1987.
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