Durchkriechen, durchlaufen, durchziehen

Alte, weit verbreitete Zauberhandlung und Heilzeremonie, bei der ein Kranker durch irgendeine Öffnung kriecht oder gezogen wird, um von seiner Krankheit geheilt zu werden. Durchgang besagt an sich Übergang von einem Seinsbereich in einen anderen und dient daher auch der magischen und kultischen Reinigung. So mussten im alten Rom die Gefangenen bei ihrer Entlassung unter einem aus drei Lanzen gebildeten jugum (Joch) durchgehen. Damit sollte das Alte abgestreift und ein Neuanfang ermöglicht werden. Daher ist das D. auch Teil vieler Initiationsriten.
Zeitlich war die Zeremonie des D. oft durch einen bestimmten Tag gekennzeichnet Johannistag, Karfreitag, Weichnacht oder an einen gewöhnlichen Donnerstag oder Freitag gebunden.
Die Heilung selbst sollte durch D. eines Baumspaltes, einer ausgehöhlten Erde, unter Rasenstreifen, durchlöcherte Steine und Löcher in Heiligengräbern erfolgen. In Einzelfällen wurden diese Heilpraktiken von der Kirche verboten, wie aus dem Poenitentiale Pseudo-Theodori (Liber Poen. Theodori Archiepisc. Cantuariensis Ecclesiae) aus dem 9. Jahrhundert hervorgeht.

Lit.: Ueber die Entstehungsverhältnisse des sogen. Poenitentiale Pseudo-Theodori/von Dr. Walther von Hörmann. Montpellier: Imprimerie générale du Midi, [1908]; Handwörterbuch des Aberglaubens, Bd. 2. Berlin: Walter der Gruyter, 1987, Sp. 477-504.
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