Dschalaladdin Rūmī

Größter Dichter des persischen Sufismus, der von den Derwischen des von ihm begründeten Mevlevi-Ordens auch Maulana (unser Meister) genannt wird; geboren 1207 bei Balkh (Westturkestan) im damaligen Persien als Sohn des mystischen Theologen Walad, der um 1219 auswanderte und sich mit seiner Familie zunächst in Rūm (Anatolien) und 1228 endgültig in Konya niederließ, das ein Zufluchtsort für die vor den Mongolen fliehenden Gelehrten war. 1244 begegnete D. dem Wanderderwisch Samsaddīn von Tabrīz, mit dem er monatelang in mystischer Einheit lebte, bis dieser vor den eifersüchtigen Schülern Rūmīs flüchtete. Dessen Sohn holte ihn wieder zurück, doch wurde Samsadn 1248 von Neidern ermordet. Aus der inneren Verbindung Rūmīs mit Samsadn entstanden über 3.000 Gedichte, die den Namen Samsadns und nicht jenen Rūmīs tragen, worin sich Rūmīs tiefe Seelenverwandtschaft mit Samsadn widerspiegelt.
Zur Abfassung seines Lehrwerkes, kurz Matnawī, „Doppelverse“, inspirierte ihn die Verbindung mit seinem Schüler Husāmmaddīn Čelebi. Die circa 26.000 Doppelverse dieses „Korans in persischer Sprache“ beschäftigten Rūmī bis zu seinem Tod 1273.
Rūmīs Lyrik ist der vollendete Ausdruck überströmender mystischer Liebe zur Natur und allen existierenden Dingen, körperlichen wie spirituellen, in ihrem gemeinsamen Ursprung. In dieser Symbolik spielen Musik und Tanz eine bedeutende Rolle. Die „tanzenden Derwische“, wie die Mevlevi im Volksmund genannt werden, geben mit ihrem Ritual eine symbolhafte Darstellung der Grundgedanken ihres Meisters, für den Gott der höchste Geliebte und das alleinige Ziel ist, dem die Seele in unbeschreiblicher Sehnsucht zustrebt.

Lit.: Nicholson, Reynold A.: The Mathnawí of Jalálu’ddín Rúmí (mit engl. Übers.), 8 Bde. Leiden, 1925-40; Vitray-Meyerovitch, Eva de: Mathnawi, de Jalâl ud Dîn Rûmî, avec de la collaboration de Jamshid Murtazavi. Éd. du Rocher, 1990; Schimmel, Annemarie: Rumi. Neu Delhi: Oxford Univ. Press, 2014.
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