Druiden

(Gäl. drui, vielleicht auch verwandt mit altgriech. drys, Eiche), legendenumwobene Priesterschaft der keltischen Völker Galliens und der Britischen Inseln.
Die Etymologie des Namens ist nicht völlig geklärt. Ausgehend von der keltischen Form
dru-vides könnten damit die „Vielwissenden“ oder „Weitsehenden“ gemeint sein. Eine andere Herleitung, „Eichenkundige“, beruft sich auf Plinius d.Ä, der die Wertschätzung der auf Eichen gewachsenen Mistel im Kult der D. beschreibt.
Die D. waren verantwortlich für Gottesdienste, Weissagungen, öffentliche und private Opfer, für die Auslegung der religiösen Vorschriften, die Rechtsprechung bei Vergehen sowie bei öffentlichen und privaten Streitfällen. Zudem verstanden sie sich auf Astronomie und Medizin. Sie verehrten die Sonne, wobei sie auf viel ältere, bereits bestehende neolithische Kultplätze wie Megalithbauten und Steinkreise zurückgriffen. Zu ihren Hauptaufgaben zählte auch die Divination, die Wahrsagung.
Die D. lebten gesondert, trugen lange weiße Gewänder und unterrichteten ihre Neophyten in den Geheimnissen der Einweihung. Sie galten als die gebildetsten Menschen der Welt und genossen absolute Autorität. In Kämpfe mischten sich die D. nie ein. Nur wenn der Kampf für die Kelten kritisch zu werden drohte, drängten sie sich zwischen die Krieger, zumal ihr Anblick angeblich etwas so Furchteinflößendes hatte, dass die Feinde vor ihnen zurückwichen, denn sie waren außer sich wie Trunkene oder Ekstatiker und entwickelten beispiellose Todesverachtung und Mut.
Ihre Domäne waren die heiligen Eichenhaine, die sie Nemetons nannten und in denen sie ihre heiligen Handlungen ausführten. Ihre Symbole waren konzentrische Kreise, Spiralen, die Schlange mit dem Widderkopf, der Widderkopf selbst, der Phallus, der fliegende Greif, das geflügelte Pferd, der achtstrahlige Stern, die Axt, das Schwert, der Stier, die Sichel und das Swastika.
Cäsar berichtet im „Gallischen Krieg“ (De bello Gallico 6,13-14), dass die D. eine lange Ausbildungszeit durchlaufen hätten, an die Unsterblichkeit der Seele und an ihre Wanderung durch die verschiedenen Körper glaubten und dass ihnen Eiche und Mistel heilig waren.
Die gallischen Druiden hatten ein einziges Oberhaupt, das jeweils auf Lebenszeit gewählt wurde.
Zur Zeit der römischen Eroberung Galliens und Britanniens wurden die D. unterdrückt, vielleicht auch, um den druidischen Brauch der Menschenopfer zu unterbinden. In Irland, wo die Römer nie Fuß fassten, konnte der Kult jedoch ungehindert weiterbestehen. Doch obwohl sie nach Cäsar bereits das griechische Alphabet kannten und ihre Tradition auch nach der Christianisierung Irlands noch Jahrhunderte in den Epen weiterlebte, weigerten sie sich beharrlich, ihre Traditionen niederzuschreiben. So verschwanden auch ihre Bräuche und Lehren völlig aus dem europäischen Geistesleben. Archäologisch lässt sich die Funktion der D. lediglich im Kult nachweisen, denn eindeutige bildliche Darstellungen oder Gräber wurden bislang nicht gefunden.
Erst in der Renaissance und später dann in der Esoterik lebte das Interesse an den Druiden wieder auf. 1781 entstand in London ein Druidenorden als Geheimgesellschaft. Unter dem Einfluss des Christentums und der Freimaurer entstanden Gruppierungen wie der Ancient Order of Druids und die International Grand Lodge of Druidism.
Neuzeitliche Druiden werden schließlich Gruppen und Personen genannt, die sich auf unterschiedliche Weise auf Druiden und Druidinnen der Kelten beziehen, wie der Orden der Barden, Ovaten und Druiden, mit Hauptsitz in England.
All diese Versuche, das Druidentum wiederzubeleben, stehen jedoch in keinem wirklichen Traditionszusammenhang mit den keltischen D.

Lit.: Chadwick, Nora K.: The Druids. Cardiff: University of Wales Press, 1966; Markale, Jean: Die Druiden Gesellschaft und Götter der Kelten. München: Goldmann, 1989; Green, Miranda J.: Die Druiden. Augsburg: Bechtermünz, 2000; Caesar, Gaius Iulius: Der gallische Krieg. Köln: Anaconda, 2014.
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