Dos Santos, Lucia

(* 22.03.1907 Aljustrel/Portugal; 13.02.2005 Coimbra/Portugal), Seherin von Fatima und Verfasserin der erlebten Marienerscheinungen.
Von Mai bis Oktober 1917 hatte D. gemeinsam mit ihrer Cousine Jacinta Marto und deren Bruder Francisco an der Cova da Iria, einer Grotte bei Fátima (Portugal), mehrere Erscheinungen der Mutter Gottes, die sie zum Gebet ermahnte und einlud, sich an jedem 13. des Monats um dieselbe Zeit am Ort einzufinden. Im August 1917 stellte der Bezirkspräfekt einen Haftbefehl gegen die Kinder aus. Im Gefängnis trennte man die Kinder und versuchte, sie einzuschüchtern. Sie aber blieben bei ihren Aussagen, denen auch die Kirche zunächst mit Misstrauen begegnete.
Bei der letzten Erscheinung am 13. Oktober 1917 waren 70.000 Menschen anwesend. Maria stellte sich den Kindern als
Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz vor, der zu Ehren man an dieser Stelle eine Kapelle errichten sollte. Bei dieser Erscheinung wurden die Anwesenden, wie von dieser vorausgesagt, Zeugen einer Sonne, ähnlich einer Silberscheibe, die sich wie ein Feuerrad drehte und zur Erde zu stürzen schien.
Die Zuverlässigkeit der Erscheinungen wurde erst 1930 vom Bischof von Leiria-F
átima bestätigt.
Jacinta und Francisco starben bereits 1919. Sie wurden am 13. Mai 2000 von Papst Johannes Paul II. selig- und am 13. Mai 2017 von Papst Franziskus heiliggesprochen.
Lucia trat am 17. Juni 1921 in Vilar bei Porto in die Gemeinschaft der Dorotheerinnen ein, wo sie lesen und schreiben lernte. Am 3. Oktober 1928 legte sie in Pontevedra, Spanien, unter dem Namen Maria Lucia die zeitlichen und am 3. Oktober 1934 die ewigen Gelübde ab. 1946 kehrte sie nach Portugal zurück und wechselte mit Erlaubnis von Papst Pius XII. am 25. März 1948 in den Karmel von Coimbra, wo sie den Namen Lucia von Jesus annahm und am 31. Mai 1949 die feierlichen Gelübde ablegte. Von den drei Hirtenkindern behauptete stets nur Lucia die Worte der Muttergottes bei allen Erscheinungen deutlich vernommen zu haben. 1941 schrieb sie auf Anordnung des Bischofs von Leiria-Fatima die Botschaften nieder, die aus drei Teilen bestehen: Vorhersage des Zweiten Weltkriegs, Bekehrung Russlands und Papstattentat.
Auf Betreiben von P. Ludwig Kondor kam Lucia dann nach Fátima, um die Malerin, eine Schwester in Fátima, bei der Darstellung der sechs Erscheinungen der Mutter Gottes zu beraten.
Sr. Lucia dos Santos starb am 13. Februar 2005 und wurde zwei Tage später in der Gruft des Klarissenklosters in Coimbra bestattet. Am 19. Februar 2006 wurde der Leichnam von Coimbra nach Fátima überführt und dort in der Basilika „Unserer lieben Frau von Fátima“ neben Jacinta und Francisco beigesetzt. 2008 erlaubte Papst Benedikt XVI. die Einleitung des Seligsprechungsprozesses.

Lit.: Höcht, Johannes: Fatima und Pius XII.: der Kampf um den Weltfrieden; die überraschende Kriegswende 1942/43 und der kommende Triumph Mariens. Mit einem Gesamtbericht über die Fatima-Visionen des Papstes. Vierte, völlig umgearb. u. erw. Aufl. Wiesbaden: Credo, 1954; Schwester Lucia spricht über Fatima: Erinnerungen der Schwester Lucia/Luis Kondor [Übers.]. Fátima, Portugal: Postulacao, 31977; Kongregation für die Glaubenslehre: Die Botschaft von Fatima. Grenzgebiete der Wissenschaft 49 (2000) 3; P. Ludwig Kondor (1928-2009). Ein Leben für Fatima. Grenzgebiete der Wissenschaft 59 (2010) 1.
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