Dorn

Stechendes Gebilde an einer Pflanze, das an der Stelle eines Organs sitzt. Der D. ist stets von Leitbündeln durchzogen, die ihn von ähnlichen Stacheln unterscheiden, welche als Emergenz nur von Epidermis und Rindengewebe gebildet werden; meist werden die beiden Begriffe jedoch nicht unterschieden. So besitzt eine Rose, botanisch gesehen, keine D.en, sondern Stacheln.
Dornen wie Stacheln sind Symbol für irdische Mühsal, Hindernisse, Leid und Strafe. Der verfluchte Ackerboden lässt D.en und Disteln wachsen (1 Mos 3,17f) und bleibt unfruchtbar, (Hebr 6,8). Die Dornenkrone Christi ist Schmerz und Verspottung zugleich. Andererseits wird der brennende D.busch (2 Mos 3) zum Symbol der Erlösung und der Jungfräulichkeit Mariens, so z.B. auf einem Triptychon des Nicolas Froment (Kathedrale zu Aix-en-Provence, 1475).
Der D. der Agave war bei einigen Indianerstämmen ein Instrument der Selbstkasteiung.
D.sträucher wirken angeblich antidämonisch und bieten Schutz. Gespenster und Ungeheuer sollen in kein Haus kommen können, an dem eine D.rute befestigt ist. Ein D. vor der Stalltür schütze das Vieh. Auch soll man unter einem D.strauch bei Gewitter sicher sein, weil aus ihm die D.enkrone Christi entnommen wurde.

Lit.: Vetter, P.: Maria im brennenden Dornbusch. Das Münster 10 (1957); Forstner, Dorothea: Die Welt der christlichen Symbole. Innsbruck: Tyrolia, 1986; Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Bd. 2. Berlin: Walther de Gruyter, 1987; Rätsch, Christian: Lexikon der Zauberpflanzen aus ethnologischer Sicht. Graz: ADEVA, 1988; Lurker, Manfred: Wörterbuch der Symbolik. Stuttgart: Kröner, 1991.
Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.