Divination

(Lat. divinatio, Sehergabe, Weissagung, Ahnung), Voraussagen der Zukunft, Auffinden von Verborgenem, von verlorenen Gegenständen, Substanzen oder Personen, Bekanntmachen des Willens der Götter, der magischen Kräfte, des positiven oder negativen Ausgangs von Unternehmungen oder des zukünftigen Geschehens.
D. fußt auf der Annahme, dass Ereignisse in der sinnlich erfahrbaren Welt Ausdruck göttlicher Willensäußerung sind und somit als Zeichen und Vorzeichen interpretiert werden können. Die Interpretation kann dabei verschiedene Formen annehmen. Als Grundformen gelten Omen-Divination (z.B. Deutung des Vogelfluges), Muster-Divination (z.B. Bleigießen), Symbol-Divination (Deutung der Tarot-Karten) und Trance-Divination (Deutung von Visionen, Träumen und Ahnungen).
In diesem Zusammenhang ist auch die Vorstellung von geistigen Mächten zu nennen, die den Menschen ihren Willen und ihre Absichten direkt durch Eingebungen (Inspiration, Ekstase, Auditionen, Visionen und die verschiedensten Formen Veränderter Bewusstseinszustände) kundtun, aber auch durch kosmische Zeichen am Himmel (Astrologie) und auf der Erde (Geomantie) sowie zahlreiche andere Formen der Mantik, wie Loswerfen, Eingeweideschau, Zahlenmystik und Kristallsehen.
Schließlich gehören zur D. auch verschiedene Formen der Anrufung von Geistwesen, der Seelen Verstorbener und der Befragung von Orakeln.
Geschichtlich ist die D. eine Urform menschlicher Lebensgestaltung. In den meisten Kulturen beschränkte sich D. auf Spezialisten (Seher, Propheten, Priester, Schamanen), die als Mittler zu Göttern bzw. übermenschlichen Wesen agierten.
Schon etwa zweitausend Jahre v. Chr. wurde in Chaldäa eine Priesterklasse gegründet, deren Mitglieder Meister der Wahrsagung waren. Bei den Griechen finden sich in Homers Ilias und Odyssee die frühesten Hinweise auf D. In Israel waren die Losorakel bekannt. Bei den Römern florierte das Auspizienwesen. Die Auguren hatten vor allem das Verhalten der Vögel zu beobachten und zu deuten. In späteren Jahrhunderten war es für Könige, Generäle und selbst für prominente Personen der Kirche selbstverständlich, in Krisenzeiten einen Wahrsager zu Rate zu ziehen. Die bekannte Hellseherin Jean Dixon tätigte 1972 die Aussage, dass sie keinen prominenten Staatsmann kenne, der nicht Auskünfte bei ihr einhole.
So hat D. bis heute in vielen der genannten Formen Hochkonjunktur. > Mantik, > Wahrsagen.

Lit.: Bouché-Leclercq, Auguste: Histoire de la divination dans l’antiquité. Paris: E. Leroux, [1879-1882]; Pfeffer, Friedrich: Studien zur Mantik in der Philosophie der Antike. Meisenheim am Glan: Hain, 1976; Mantik: Profile prognostischen Wissens in Wissenschaft und Kultur. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2005; Mantik, Schicksal und Freiheit im Mittelalter. Köln: Böhlau, 2011.
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